Heulen verboten!

DEGENFECHTEN Alt-Olympionikin Imke Duplitzer scheitert an der Nummer eins der Weltrangliste

BERLIN/LONDON taz | Imke Duplitzer wollte es bei ihrer fünften Olympiateilnahme noch einmal wissen. Den Trainingsrückstand nach einer Halswirbelverletzung hatte sie in harten Fechtlektionen wieder aufgeholt. „Ich hatte das Gefühl, ich muss Fechten wieder von Grund auf lernen, mein Trainer und ich haben uns echt gequält“, sagte sie im taz-Interview (Samstagsausgabe). Sie wollte endlich eine Einzelmedaille gewinnen. Doch Duplitzer hat gestern das olympische Degen-Achtelfinale verpasst.

Die Nummer 57 der Weltrangliste unterlag am Montag in ihrem zweiten Gefecht von London der topgesetzten Chinesin Yujie Sun ziemlich deutlich mit 10:15. Die 19-Jährige ist Weltranglistenerste und WM-Zweite von Catania im Jahre 2011. Die in Bonn trainierende Duplitzer nahm das Aus relativ gelassen. „Soll ich mir die Augen aus dem Kopf heulen, weil ich gegen die Nummer eins verloren habe?“, fragte sie nach der Niederlage.

Zum Auftakt hatte sich Duplitzer unter den Top 64 gegen Maria Martinez aus Venezuela mit 15:10 durchgesetzt, dann reichte es nicht mehr. Vor dem Start in London hatte sie mit einer Pauschalkritik an den Umständen im deutschen Leistungssport und an dessen Funktionären für Diskussionen gesorgt. „Ich glaube, die raffen das gar nicht mehr. Das, was die erzählen, zählt für 0,5 Prozent der 392 deutschen Olympia-Sportler“, hatte sie gewettert. Der von Duplitzer unter anderem kritisierte Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, beobachtete am Montag den ersten Duplitzer-Auftritt in den ExCeL-Arenen persönlich und beklatschte den Erfolg gegen Martinez – von Duplitzer unbemerkt: „Ich schau‘ doch nicht auf die Tribüne“, sagte sie.

Ihr Fokus bei Olympia lag wegen der Folgen der Wirbelverletzung von der Weltmeisterschaft 2011 ohnehin auf dem Teamwettbewerb am Samstag. Dann trifft Deutschland im Viertelfinale auf den WM-Zweiten China. Nach den Spielen will Duplitzer das Gesprächsangebot von Vesper annehmen: „Ich hab ein kleines, nettes Packerl dabei“, kündigte sie an. „Ich schlage Frau Duplitzer gern vor, dass sie sich um einen Sitz in der Athletenkommission bewirbt“, sagte Vesper, Chef der Mission. MV