meinungsstark
:

Von Ewigkeit zu Ewigkeit?

„EU-Staaten bremsen Agrarreform fürs Klima“,

taz vom 12. 10. 20

Kennzeichnend für den Planeten Erde sind Veränderungen. Geologisch durch die Verschiebung der Erdplatten, biologisch durch die Evolution, soziologisch durch die Kulturentwicklung. Und doch kommen wir nur schwer vom Wunsch los, es möge so bleiben, wie es ist – von Ewigkeit zu Ewigkeit. Bei Veränderungen, wie dem selbst verursachten Klimawandel, verharrt die Weltgesellschaft beim vor Jahrzehnten eingeschlagenen Kurs. Überall wird fossile Energie subventioniert und mit der Schaden bringenden industriellen Landwirtschaft fortgefahren. So geht Mutterboden verloren, wird Artenvielfalt reduziert und durch Übernutzung (Überdüngung, Überbevölkerung) die Erderwärmung weiter angefacht. Die EU, der hoffnungsvolle Versuch für die Welt, macht es genau so. EU-Staaten bremsen Agrarreformen fürs Klima – aus kurzsichtig nationalem Egoismus. Klais Warzecha, Wiesbaden

Die Stunde der Provinzfürsten

„Das Virus wird zur Geduldsprobe“, taz vom 13. 10. 20

Mir stehen die föderalen Pirouetten, mit denen sich Provinzfürsten Land auf, Land ab profilieren, bis Oberkante Unterlippe. Unterschiedliche Coronaregeln an jeder Milchkanne mit fragwürdigen Beherbergungsverboten, die im Widerspruch zum gesunden Menschenverstand stehen, lassen da schon grundsätzliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit der föderalen Organisation aufkommen. Diese Republik ist nun mal eine mobile Gesellschaft, in der Menschen – durch Beruf und Lebensumstände gezwungen – ständig unterwegs sind; das ist an sich schon schlimm genug, nur dann sollen auch noch von Ort zu Ort unterschiedliche Regeln beachtet werden. Da blickt doch keiner mehr durch! Wir brauchen eine verbindliche Coronaregel für alle! Klaus-Joachim Heuser, Gütersloh

Binnen 24 Stunden 39 Grad Fieber

„Der Mangel als gute Nachricht“, taz vom 12. 10. 20

Auch eine Grippe ist eben nicht eine schwere Erkältungskrankheit, sondern, im Gegensatz zum bakteriell bedingten grippalen Infekt, eine Viruserkrankung, die sehr viel schwerer ist; mit Anfang zwanzig steckte ich mich innerhalb von einer halben Stunde (!) Aufenthalt in der Wohnung einer Freundin mit einem Grippevirus an. Die Folge: binnen 24 Stunden Temperatur von über 39 Grad Celsius, in den weiteren Tagen bis zu über 40 Grad, massives Krankheitsgefühl mit Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Kreislaufproblemen. Die ganze Erkrankung dauerte fast 14 Tage. Der Bedarf an solch einer Erfahrung ist für den Rest meines Lebens gedeckt. Übrigens war ich nur zum Vorbeibringen von Einkäufen bei meiner Freundin gewesen. Sie wollte eigentlich, dass ich die Tüten nur an die Tür stelle, und ich scherzte noch, sie solle „den Teufel nicht an die Wand malen“, und blieb auf einen schnellen Kaffee ... So kann’s kommen. Rita Czerwonka, Karlsruhe

Ein neuer Blick – auch auf die Polizei

„Rassismus unter Ordnungskräften: Wie rechts ist die ­Polizei?“, taz vom 13. 10. 20

Danke für dieses aufschlussreiche Interview und vor allem die fundierten Beiträge des Kriminologen Thomas Feltes. Ich finde es absolut unverständlich – und vor allem nicht zielführend –, dass die anderen beiden Gesprächspartner (wie auch Herr Seehofer) Rassismus als Struktur in der Polizei noch immer leugnen. Selbstverständlich heißt das nicht, dass jede:r Polizist:in rechtsextrem ist oder rassistische Gewalt ausübt. Aber Rassismus ist mehr als das.

Rassismus beginnt in unseren Köpfen, und wer – gerade als Teil der weißen Mehrheitsgesellschaft – nicht aktiv etwas dagegen tut, bei dem ist er zunächst einmal verhaftet. Bei uns allen. Natürlich auch bei Polizist:innen. Es hilft, einen gruppenweiten neuen Blick auf Rassismus zu schärfen.

Das kann nur im Interesse aller sein – wenn man zur Selbstreflexion in der Lage ist und Kritik nicht einfach als persönlichen Angriff versteht. Nadja Kutscher, Burgthann