Einfach weitermachen

Pulle Bier, Pott Kaffee und auf dem Tisch Aschenbecher. „So’n Quatsch wie Rhabarberschorle kriegste hier nicht“, sagt Helmut. Seit 23 Jahren führt er seine Kneipe „Zur lustigen Mama“, seit einem Jahr ist er Pensionär – die Kneipe ist sein Zubrot. Allein davon leben könnte er nicht mehr.

„So wie der Laden jetzt läuft, würd ich ihn bestimmt nicht mehr so lange machen“, sagt er. Es komme vor, dass er vier oder fünf Stunden rumstehe und auf Gäste warte. „Die Alten sterben weg und die Jungen gehen in Szenekneipen oder holen sich den Alkohol beim Edeka“, redet Helmut sich in Rage und lehnt dabei lässig an der Zapfanlage, aus der längst kein Bier mehr fließt. „Rentiert sich einfach nicht.“ Er würde sowieso keinem raten, sich eine Kneipe zuzulegen. Seine jüngere Tochter steht manchmal hinter der Theke, ist aber Bankkauffrau. Zwar sind Banker in Helmuts Augen alle Verbrecher, aber immer noch besser als in der Kneipe rumzumurksen.

Trotzdem macht er seinen Beruf gerne. „Ich gebe nicht nur Bier raus, ich bin ja auch halber Seelsorger“, sagt er. Der Pachtvertrag für die 32 Quadratmeter große Kneipe läuft bis 2016. Wenn’s nach Helmut geht, macht er danach weiter. „Aber mal gucken, was mein Vermieter will. Vielleicht kriegt der einen, der mehr zahlen kann“, sagt Helmut. „Eins steht fest: Wenn ich im Lotto gewinn’, bin ich hier eh raus.“  ALW