Jenseits der Seefahrtsromantik

Gestern kam der legendäre Viermaster „Peking“ zurück nach Hamburg und wurde als neues Wahrzeichen der Stadt gefeiert. Ein guter Zeitpunkt, um mal an das Leben an Bord zu erinnern. Wir zeigen Fotos von alten, vergessenen Glasplatten, die ein ehemaliger, mittlerweile verstorbener Kapitän der „Peking“ hinterlassen hat und die dereinst vom Dachboden gerettet wurden

Auch wenn mal kostümiert gefeiert wurde: Das Leben der Matrosen auf der „Peking“ war karg und voller Gefahren Foto: Fotos (3): Archiv Joachim Rößler

Von Jan Zier

Seit gestern ist sie wieder in Hamburg: die berühmte Viermastbark „Peking“, 1911 bei Blohm+Voss für die Reederei F. Laeisz gebaut.

34 Mal umrundete der imposante Frachtsegler das gefürchtete Kap Horn an der Südspitze Südamerikas, um Salpeter zu transportieren oder Guano, ein wichtiger Grundstoff für Dünger und Sprengstoff. Einen Motor hatte das über 100 Meter lange Segelschiff nie, mit 4.100 Quadratmetern Tuch war sie bei voller Besegelung aber schneller als die damaligen Dampfschiffe: 31 Kilometer pro Stunde.

1932 machte die „Peking“ ihre letzte Reise unter Segeln. 2017 wurde sie – in beinahe schrottreifem Zustand – für 26 Steuermillionen von New York zurück nach Deutschland geholt und anschließend drei Jahre lang aufwendig auf einer Werft in Wewelsfleth restauriert.

Heute wird sie für ihren neuen Glanz bestaunt und bedient allerlei nostalgische wie maritime Gefühle. Sie wird als „Touristenmagnet“ und „Aushängeschild“ eines noch kommenden Hafenmuseums gefeiert, für das der Bund und Hamburg dreistellige Millionensummen ausgeben. Von „Stolz“ ist die Rede, von einem neuen „Wahrzeichen“, von „Abenteuern“.

Segeln kann das Schiff heute nicht mehr. Und an das ebenso karge wie gefährliche Leben der Seeleute von dereinst erinnert auch erst einmal wenig. Alles an Bord musste mit reiner Muskelkraft bewegt werden – auch wenn vor Kap Horn riesige Wellen auf das Deck niederbrachen. Bis zu 32 Segel mussten bei jedem Manöver bewegt werden, und tonnenschwere Anker, ehe auch nur einer an Land gehen konnte. Der Kapitän hatte zwar einen kleinen Ofen, seine Matrosen aber hausten nass und kalt, ihre Räume waren weder isoliert noch beheizt. Und gefährlich war ihr Leben auch: Schon nach der ersten Überfahrt 1912 musste sich Kapitän Hinrich Nissen vor dem Seeamt verantworten, weil einer seiner Matrosen auf dem Weg nach Chile am Bord tödlich verunglückt war.