Baugrundstücke sind Mangelware

Im Vergleich zum Vorjahr wurden im ersten Halbjahr 2020 weniger Baugenehmigungen für Wohnraum erteilt

„Angesichts der Coronapandemie ist das ein gutes Ergebnis“

Andreas Breitner, Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen

Von Regina Seibel

In Hamburg wurden im Vergleich zum Vorjahr weniger Wohneinheiten genehmigt. Im ersten Halbjahr 2019 waren es 5.695 Wohneinheiten, im ersten Halbjahr 2020 nur noch 4.614. Damit liegt der Wert knapp unter der Hälfte des Zielwerts von 10.000 Wohneinheiten für das ganze Jahr.

Mithat Çapar, SPD-Bezirkspolitiker aus Altona, bezweifelt, dass die Stadt das Ziel mit diesem vorläufigen Ergebnis noch erreichen wird. Er fordert, mehr „Planrecht zu schaffen“, also Flächen zur Verfügung zu stellen, auf denen Vorhabenträger*innen bauen können. Einige Pläne müssten die Bezirke auch ändern: Statt eingeschossige Bauten zu planen, solle mehr in die Höhe gebaut werden, damit mehr Wohneinheiten entstehen können. Ein weiteres Problem sei, dass die Bezirke zeitlich nicht hinterher kämen, Bebauungspläne abzuarbeiten. „Wir benötigen mehr Personal oder anderweitige Ressourcen in den Bezirken, damit das zügiger geht“, sagt Çapar. Die Baubranche erhielte auf diese Weise zudem einen Schub, was wiederum die Konjunktur ankurbele.

Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen erklärt, dass Hamburg auch in diesem Jahr auf einem guten Weg sei, das Ziel zu erreichen. Zwar sind im Vorjahr zwischen Januar und Juni etwa 1.000 Wohneinheiten mehr genehmigt worden als im laufenden Jahr, jedoch sind 2019 insgesamt rund 12.700 Wohneinheiten zusammengekommen – also deutlich mehr als die angestrebten 10.000.

„Seit 2016 haben Senat, Wohnungswirtschaft und die Bezirke immer das Ziel erreicht, jedes Jahr den Bau von mindestens 10.000 neuen Wohnungen zu ermöglichen“, sagt die Pressesprecherin Barbara Ketelhut. Ob und wie sich die Coronapandemie auf dieses Jahr auswirken werde, lasse sich aktuell nicht abschätzen.

Andreas Breitner, Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, und Torsten Flomm, Vorsitzender des Grundeigentümer-Verbandes Hamburg, sind mit Blick auf die bisherigen Zahlen ebenfalls zuversichtlich, dass die Stadt ihr Ziel noch erreichen wird. „Angesichts der Coronapandemie ist das ein gutes Ergebnis“, sagt Breitner. „Die Behörden mussten viele Arbeitsprozesse unterbrechen.“

In den kommenden Jahren allerdings werde es immer schwieriger, günstige Baugrundstücke zu finden, zudem seien die Baukosten stark gestiegen. „Um weiterhin bezahlbare Wohnungen zu bauen, müsste man öffentliche Grundstücke zu einem günstigen Preis verkaufen“, sagt Breitner.