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: Die Leute haben weggehört

Zeichnung: Christian Specht

Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträch­tigung im Vorstand der Lebenshilfe. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“.

Ich habe besetzte Häuser gemalt. Wahrscheinlich standen die mal leer oder wurden zum Verkauf an Spekulanten angeboten und sind dann besetzt worden.

Ich denke da zum Beispiel an die Rigaer Straße in Berlin. Die Probleme haben ja alle angefangen mit dem ehemaligen Innensenator Frank Henkel, als der im Senat war.

Es gab auch mehrere Male einen Polizeieinsatz in der Rigaer Straße. Mir tun die Leute leid, die da in der Nähe wohnen. Die kommen doch überhaupt nicht zur Ruhe. Stell dir vor, du wohnst da, dann wärst du doch auch genervt, wenn da an­dauernd Polizeihubschrauber über deinem Haus kreisen würden. Dass sich der Mietmarkt so entwickeln wird, das hat man ja schon damals gewusst. Es gab mal einen Baustadtrat in Kreuzberg, ich glaube, das war in den Neunzigerjahren, der hat damals schon gesagt: die Mieten werden teuer werden in Berlin. Aber niemand hat ihm zugehört.

Oder die Leute haben eben einfach weggehört, mit Absicht, glaub ich. Protokoll: Erica Zingher