Nix
zapft
is

Foto: B. Lindenthaler/imago

In der Morgendämmerung hätten sich diesen Samstag die ersten Okotberfestbesucher und -besucherinnen in Lederhose und Dirndl vor den Bierzelten angestellt. Um Punkt zwölf wären die ersten Mass ausgeteilt worden. Und nachmittags wären die ersten Bierleichen auf den Hügel hinter den Zelten getorkelt.

Dass die Wiesn dieses Jahr nicht stattfinden kann, ist für viele Oktoberfestfans, als hätte man München die Seele rausgerissen. Die Seele, von der die Welt spricht – der Stolz der Stadt.

So aber liegt nun ein Schleier der Wehmut über München, wo zum ersten Mal seit 72 Jahren kein O’zapft is. Wegen Corona, wegen der Pandemie.

Um die Verzweiflung in Grenzen zu halten, hat sich die Stadt ins Zeug gelegt. Auf dem Königsplatz steht ein Riesenrad in Miniaturformat; mit Maske und Abstand darf Karussell gefahren, dürfen gebrannte Mandeln gegessen werden. Ach du Duft des schönen Oktoberfests.

Auch im Rest von München findet man Fragmente des Volksfestes. So kann man am Ostbahnhof mit der Wilden Maus Achterbahn fahren oder sich im Olympiapark auf der Freestyleschaukel den Magen verdrehen.

Doch der Plan der Stadt, die Leute so zu befrieden, scheint nicht aufzugehen: Über soziale Netzwerke wurde diesen Samstag zu einem Trachtenmob und privaten Anstichen aufgerufen. Als wollten es die Okoberfestgetreuen doch nicht wahrhaben, dass dieses Jahr auf der Theresienwiese nicht g’suffa wird. Sabina Zollner