Auf die Plätze, fertig, los

Mit der Eröffnung des Wahlkampfes versuchen die Parteien die besten Straßenzüge in der Stadt zu finden, um ihre Plakate aufzuhängen – obwohl alle davon überzeugt sind, das die bunten Aufsteller nur wenige Wähler beeinflussen

bremen taz ■ Die SPD hat sie aufgebaut, die PDS seit dem Wochenende, bei CDU und Grünen sind sie noch nicht angekommen: die Plakate für die Bundestagswahl am 18. September.

Schon jetzt ist der Kampf um die begehrtesten Plätze für die Plakataufsteller entschieden: Sieger ist die SPD. „Ein Stück weit ist das vorausschauende Planung, ein Stück weit glückliche Entwicklung“, sagt Landesgeschäftsführer Roland Pahl. Denn die Sozialdemokraten hatten schon vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen beschlossen, für Diskussionsveranstaltungen zu werben. Die Aufsteller standen schon, als SPD-Chef Franz Müntefering Neuwahlen forderte. „Da haben wir beschlossen, bis in den Herbst durchzuplakatieren“, sagt Pahl.

Im Moment werben die Sozialdemokraten für eine Podiumsdiskussion, die offiziell nicht zum Wahlkampf gehört. Denn die Werbung für den Urnengang im September hat erst vergangenes Wochenende begonnen. Die PDS hat am schnellsten geschaltet und schon einmal „Placebos“ aufgehängt, wie Parteichef Klaus-Rainer Rupp, seine Plakate nennt. Dort wird darauf hingewiesen, dass demnächst die Spitzenkandidaten der neuen Linkspartei präsentiert werden. Mit 1.200 Plakaten hat die neue Organisation sogar mehr Aufsteller als die 1.000 der SPD.

Die Grünen werden um die 700 Plakate aufstellen, jedes vierte wird Joschka Fischer zeigen, der am 30. August in Bremen zu Gast ist. Noch sind die Wahlplakate in Berlin, der Bremer Landesverband kann sich aussuchen, welche der acht möglichen Themenplakate sie in der Hansestadt aufhängen.

Vom Wahltermin überrascht musste die CDU zunächst neue Aufsteller bestellen. Was die Plätze betrifft, möchte Landesgeschäftsführer Heiko Strohmann nicht in eine „Mallorca-Handtuch-Arie“ einstimmen. „Es gibt noch genug gute freie Plätze“, sagt der CDU-Wahlkampfmanager. Mit 1.500 Plakaten will er werben, nur auf wenigen werden die Bremer Kandidaten zu sehen sein. Der Wahlkampf wird zum Großteil aus Berlin gesteuert.

Prinzipiell kann überall für Parteien geworben werden, außer in der Innenstadt, an Grünflächen oder Verkehrsschildern. „Der Marktplatz als gute Stube soll möglichst frei bleiben“, erklärt Joachim Becker, stellvertretender Stadtamtsleiter. Wildwuchs gebe es kaum. Die Aufstellung von rund 4.000 Schildern sei bisher beantragt.

Finanziell nehmen diese etwa zehn Prozent der Wahlkampfetats in Anspruch. Bleibt die Frage nach der Wirkung der Polit-Aufsteller. Letztlich mobilisierten die nur ein paar eigene Anhänger, räumen die Parteistrategen ein. Aber, weiß PDS-Chef Rupp: „Nur wenn eine Partei nicht plakatiert, fällt das negativ auf.“kay müller