Eine Rechnung, zwei Ergebnisse

MESSE Weil das Hannover Kongress Centrum und die Hannover Messe AG Verluste machen, sollen sie bei Kongressgeschäft und Catering zusammengelegt werden, doch der Messevorstandschef stellt sich quer

Der Messevorstandschef kann sich Bockigkeit leisten

Das Hannover Kongress Centrum (HCC) macht Verluste. Wie die Hannover Messe AG. Beide bieten Tagungen an. Da liegt es nahe, das Kongress- und Cateringgeschäft zusammenzulegen. Diesen Beschluss fassten Hannovers Ratspolitiker und hatten jedes Recht dazu. Das HCC gehört der Stadt zu 100, die Messe AG zu 49,832 Prozent. Dabei gibt es nur ein Problem und das heißt Wolfram von Fritsch. Der Messevorstandschef hat keine Lust auf die Fusion und kann sich Bockigkeit anscheinend leisten.

Das Land Niedersachsen, ebenfalls mit 49,832 Prozent beteiligt, tut so, als ginge es das alles nichts an. „Derartige Entscheidungen gehören zum operativen Geschäft“, sagt ein Sprecher des Finanzministeriums. Da könne und wolle man nicht eingreifen. Eine erstaunliche Sichtweise. Schließlich mussten Stadt und Land kürzlich je 125 Millionen Euro zuschießen, um von Fritsch den Arbeitsplatz zu erhalten. Der Manager fuhr 2008 Verluste von 14 Millionen ein, die Messe AG war so gut wie pleite.

Am Wohlergehen des Cebit-Ausrichters hängen 15.000 regionale Arbeitsplätze. Für den städtischen Anteil der Finanzspritze nahm Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) neue Schulden auf, obwohl Hannover mit über 1,5 Milliarden in der Kreide steht. Zudem band der grüne Koalitionspartner seine Zustimmung an die Umsetzung eines zukunftsträchtigen Messe-Konzeptes. Es beinhaltete auch die Fusion mit dem HCC. Auf diese Weise, hat die Stadt ausgerechnet, könnte der jährlichen Zuschuss an das Kongresszentrum um 1,5 Millionen verringert werden. Von Fritsch ließ auch rechnen. Seine Mathematiker beziffern den Einspareffekt auf 200.000 Euro. Der Messe-Chef hält die Summe für indiskutabel.

Grünen-Chef Lothar Schliekau hält von Fritschs Renitenz für einen „Affront“. Man habe der AG „die Millionen nicht zum Spaß bewilligt“. Die Fusion sei „sinnvoll, Synergieeffekte evident“. Darauf beharrt auch die SPD. Von der Messe AG war dazu gestern kein Wort zu hören. MICHAEL QUASTHOFF