berliner szenen Geheuchelt

Geburtstagshass

Ganz Berlin macht Party. Ein übertrieben gut gelauntes Grillen im Monbijoupark hier, eine mit wichtigtuerischen Vorzeige-Paaren um die dreißig überlaufene Geburtstagsparty dort. Alle sind gut drauf. Alle lachen. Man gibt sich optimistisch und froh.

Mir ist all dies zuwider. Ich bin ein Festivitätenhasser seit jeher. Menschen, die vorgeben, gute Laune zu haben, sind mir verdächtig. Ich hasse alles Festliche, alles Feierliche bis heute, mir ist nichts widerlicher als das Feiern und Gefeiertwerden. Wie kann der Mensch einen Geburtstag feiern, wo es doch nichts als eine Katastrophe ist, überhaupt auf der Welt zu sein.

Wenn die Leute eine Gedenkstunde einsetzen würden für das Unglück ihrer durch hirn- und verantwortungslose Eltern verschuldeten Geburt, dann hätte ich dafür Verständnis – aber sicher nicht für einen Feiertag! Es gibt nichts Verlogeneres als Berliner Geburtstagsfeiern bei selbstherrlichen Thirtysomethings, die von sich selbst und ihrer Stadt restlos überzeugt sind: Es gibt dort so sinnlose Dinge wie Prosecco zu trinken und ungenießbare Albernheiten wie Sushi zu essen. Es ist eine einzige abstoßende und zutiefst widerwärtige Geburtstagsfeierheuchelei.

Überall hört man dieses hysterische Gelächter der Frauen, ihr stupides „Oh, danke!“ und das unfassbar idiotisch geflötete „Das ist aber lieb!“. Wobei es ja klar ist, dass sich dahinter nichts verbirgt als blanker Hass, purer Neid und abgrundtiefe Missgunst. Die Leute, die am lautesten lachen, sind die unglücklichsten. Ihre so genannten besten Freunde und Freundinnen sind ihre ärgsten Feinde. Und die angeblich glücklichsten Paare haben ihr Leben in dem Moment beendet, in dem sie zusammengezogen sind. Das ist die Wahrheit.

JAN SÜSELBECK