das portrait
: Elisabeth Motschmannstellt die C-Frage

Will Geflüchtete aus Moria in Deutschland aufnehmen: Elisabeth MotschmannFoto: Stephanie Pilick/dpa

Per Brief an Innenminister Horst Seehofer (CSU) setzen sich 16 CDU-Abgeordnete für die sofortige Aufnahme von 5.000 Geflücheten aus Moria ein. „Von mir aus müssten wir in dieser Situation sogar alle 12.000 aufnehmen, wenn sich kein anderes Land fände“, sagt Elisabeth Motschmann, die zu dem Kreis gehört. Der sei so klein, „weil es jetzt schnell gehen musste“, so die Bremerin, und darum, „mit dem Herzen“ zu entscheiden.

Motschmann ist aktuell das prominenteste Gesicht der Bremer CDU und die versierteste Politikerin der Landespartei. Einst Kulturstaatsrätin, seit 2013 im Bundestag, zwischenzeitlich Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin, wird sie meist als das Angebot der Union an Wähler*innen mit eher reaktionären Weltanschauungen gehandelt. Auch die Begründung für ihre humanitäre Position ist nicht progressiv: „Für mich hat das etwas mit dem christlichen Menschenbild der CDU zu tun, das ja noch immer viele in der CDU haben“.

Die C-Frage also: Vielleicht hilft ja dann argumentativ, dass Seehofer gerade erst öffentlich sein „christliches Wertesystem“ hervorgekramt und gelobt hat, „als Christ“ gegen grenzwertige Ausdrucksweisen wie die in einer zu viel debattierten taz-Kolumne immer seine Stimme erheben zu wollen.

Allerdings lässt sich mit dem Verweis auf Religion Gegensätzlichstes begründen. Zumal Motschmann, verheiratet mit einem Pastor im Ruhestand, durch ihre politische Vita belegt, dass sich lange gehegte Lebensschützer*innen-Positionen ebenso theologisch herleiten lassen wie die Einsicht, dass eine Abtreibung notwendig sein kann: „Es gibt Situationen, die sind so aussichtslos, da geht es nicht anders“, so die Stiftungsrätin der „Stiftung Ja zum Leben“ 2017 in der taz. Schon früher hatte sie ihren Widerstand gegen Frauenquoten aufgegeben.

Der Einsatz für Geflüchtete ist hingegen keine unerwartete Volte. In der Frage war die knallblonde Light-Raucherin in der CDU, deren Bundesvorstand sie angehört, konsequent gegen eine starre Law-and-Order-Haltung aufgetreten. So auch jetzt. Wobei, es gelte aufzupassen, „dass daraus, ein Lager anzuzünden, um in ein reicheres Land zu kommen, kein Geschäftsmodell wird“. Ganz grenzenlose Liebe ist halt weltlich auch keine Option. Benno Schirrmeister

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