Carolina SchwarzDer Couchreporter
: Extrem reich und unfassbar fern

Foto: Abb.: Stephanie F. Scholz

Sechs Schlafzimmer, acht Badezimmer, knapp 1.100 Quadratmeter: Eine Villa mit Pool, Tennisplatz und Basketballfeld in Beverly Hills steht zum Verkauf. Der Preis liegt bei 18 Millionen Dollar, die Kommission für die Makler:in bei gut 500.000.

Immobilien dieser Art sind es, die die in Los Angeles angesiedelte Oppenheim Group unters Volk bringen will. Und da die Kommissionen die Makler:innen selbst zu Millionär:innen machen können, gibt es auch den ein oder anderen Streit darüber, wer welches Haus verkauft. Dabei begleitet die Netflix-Produktion „Selling Sunset“ die echten Maklerinnen ­Chrishell, Christine, Maya, Mary, Heather, Davina und Amanza sowie ihre Chefs, die nahezu identisch aussehenden Brüder Brett und ­Jason, in ihrem Berufsalltag. Von Telefonaten und Konferenzen im Büro, zum Lunch mit der Kundin und den Partys und Führungen in den Luxus­immobilien.

Da die Schönen und Reichen beeindruckt werden wollen, überlegen die Makler:innen sich allerhand Kreatives, um die Villen loszuwerden. Beispielsweise ein Haus-Showing unter dem Namen „Burger and Botox“, bei dem es Burger und Botoxspritzen gibt – für umme. Viel mehr als um Immobilien geht es in der Serie um Liebesbeziehungen, Freundschaften, Hochzeiten, Geburtstage und um das Drama drumherum. Während die erste Staffel von Reality-TV-Produzent Adam Divello („Laguna Beach“, „The Hills“, „The City“) nur wenig Aufmerksamkeit auf sich zog, stießen die zweite und dritte Staffel, die im Mai und im August bei Netflix online gingen, durch die Decke: ständig in den Top 10 des Streaminganbieters, Twitter und Instagram voller Memes, und US-amerikanische Stars debattieren in sozialen Medien darüber.

Was die Serie vermutlich erfolgreich macht: „Selling Sunset“ ist Eskapismus von der pandemischen Realität. Eine Show über den Verkauf von 3-Zimmer-Altbauwohnungen mit Balkon in Berlin-Neukölln oder im Leipziger Osten wären wohl zu deprimierend. Stattdessen sitzen wir quasi eingesperrt auf wenigen Quadratmetern und urteilen über millionenschwere Villen, goldene Kronleuchter und 20 Meter lange Pools. Hören zu, wie Frauen in ihren 30ern und 40ern statt über Masken und Abstand über Silikonbrüste und Zebras auf Geburtstagspartys sprechen. Und es ist herrlich. Da Corona uns wohl noch eine Weile begleiten wird, könnten wir ruhig auch noch eine vierte und fünfte Staffel „Selling Sunset“ vertragen. Bestätigt hat Netflix bisher aber keine weiteren Staffeln.

„Selling Sunset“, 3 Staffeln, Netflix