NÄCHTLICHE ÄSTHETIK
: Bäume

Wie schon so oft: Durch die Rigaer Straße schwirrt viel Bereitschaftspolizei, Autonome stehen rundum. Barrikaden lodern. Es riecht nach Kunststoff und Ärger. Doch die Szenerie löst sich schnell auf. Polizisten in Zweierreihe marschieren stramm Richtung Frankfurter Allee ab.

In der Straße weitergelaufen, bleibe ich vor dem großen, verwilderten Grundstück stehen, um Bäume in der Nacht zu fotografieren. Einige Meter entfernt stehen noch immer drei Polizisten und brüllen sich etwas zu: „Guck mal, was macht der Spinner da? Der stand da so am gelben Auto.“ Überrascht, was los ist, blicke ich zu ihnen. Einer bellt: „Jetzt dreht der sich so provokant um.“ Die drei laufen mir nach, bleiben kurz an einem gelben Auto stehen, von dem aus ich fotografiert hatte. Als sie mich erreichen, fragt einer scharf, was ich an dem Auto wollte. Die Ausführungen zu Ästhetik der Nachtfotografie mögen nicht das niederschwelligste Gesprächsangebot in dieser Situation sein. Aber hey, es geht schließlich um Kunst. Wer will sich da schon unter Wert verkaufen? Genervt verschwinden sie ohne Gruß.

NIELS MÜNZBERG