Martinistraße wird Spielplatz

Mehr Aufenthalts- und mehr Erlebnisqualität sollen der Bremer City aus der lang schwelenden Krise helfen – die sich infolge des Corona-Lockdowns im Frühjahr dramatisch zugespitzt hat

„Wir schauen mit großer Sorge auf den inhabergeführten Einzelhandel“

Kristina Vogt (Linke), Wirtschaftssenatorin

VonBenno Schirrmeister

Mit einem Aktionsprogramm aus 32 Einzelmaßnahmen will der Senat die City attraktiver gestalten. Damit sollen „die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und der Pandemiebekämpfung“ nach Darstellung von Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) eingedämmt werden. Insgesamt etwas mehr als 13 Millionen Euro plant der Senat dafür auszugeben. „Das Schlüsselprojekt ist dabei die Umgestaltung der Martinistraße“, so Bovenschulte.

Der soll durch Beruhigung Aufenthaltsqualität verliehen werden. Momentan wirkt die vierspurige Straße wie eine Schneise zwischen Weserufer und City. „Das ist aus unserer Sicht ganz klar ein Einstieg in das Projekt einer klimaneutralen Stadt“, stellte Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) das Not-Programm in einen größeren stadtplanerischen Rahmen. Die Idee ist es, ab Ostern 2021 die 10.000 Quadratmeter als „Fläche für Verweilgelegenheiten, Spiel- und Sportgeräte, Food Trucks, Events, Street Art und Urban Gardening“ zu erobern, so das Konzept. 1,3 Millionen, ein Zehntel des Programmbudgets, sind dafür reserviert.

Mit den Maßnahmen reagiert der Senat auf die Krise der City, die sich durch den Lockdown zugespitzt hat. Schon zuvor hatten die Stadtzentren stark unter Druck durch Versandhandel und Einkaufsparks in Speckgürtellage gestanden. Der hat massiv zugenommen: „Wir schauen mit großer Sorge auf den inhabergeführten Einzelhandel“, erläuterte Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke). Gerade wenn temporäre staatliche Hilfen wie die Aussetzung der Insolvenzpflicht und Stundung von Krediten wegfallen, werde es zu Geschäftsaufgaben kommen. Es sei nötig, dass die Besitzer von City-Immobilien sich von unrealistischen Renditeerwartungen verabschiedeten, empfahl sie. Das Programm sieht vor, Pop-up- und Concept-Stores als kreative Zwischennutzung der zu erwartenden Leerstände zu fördern.

Für verfehlt hält die Strategie der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Heiko Strohmann: „Statt auf die Anwerbung von Investoren zu setzen, spricht man überall nur von Leerstandsmanagement“, monierte er. „Das kann doch nicht das Ziel sein.“