leserInnenbriefe
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Ein rücktrittswürdiger Anlass

„Feiernde gehen jetzt ‚groten‘“,

taz Hamburg vom 6. 8. 20

Ich finde gerade den Anlass rücktrittswürdig. Wenn er wenigstens Gast bei einer Hochzeit oder ähnlichen Feier gewesen wäre. Aber die eigene Wiederernennung zum Senator zu feiern, entspricht nicht meinem Politikverständnis. Es möge doch zumindest der Anschein gewahrt bleiben, dass politische Ämter eine Art Bürde darstellen und nicht wie ein x-beliebiger Karrieresprung zu feiern sind. Kein guter Start für den neuen rot-grünen Senat. Totti, taz.de

Bitte keine Romantisierung des Waldes

„Wohnraum versus Wilder Wald“,

taz Hamburg vom 2. 8. 20

Zur Erinnerung, nach der Sturmflutnacht des 16/17. Februar 1962 waren an jenem Ort die meisten Toten in Hamburg zu beklagen. Dort lebten nach dem Krieg viele Menschen, die sich eine Wohnung nicht leisten konnten in sogenannten Behelfsheimen. Das sind zum Teil sehr komfortabel ausgestattete Schrebergärten. Für viele alteingesessene Wilhelmsburger war und ist es ein Ort der Trauer und des Verlusts. Der Ort, den man aus nachvollziehbaren Gründen gemieden hat.

Um die Luftqualität auf Wilhelmsburg zu verbessern, schob 1977 der damalige Ortsamtsleiter Bernhard Dey ein Aufforstungsprogramm für Wilhelmsburg an und so wurden im Rahmen dieses Programms auch Bäume in den größten Wilhelmsburger Friedhof gepflanzt. Ein Naherholungsgebiet wurde daraus nicht. Im Gegenteil, einige kriminelle Zeitgenossen kippten dort ihren Müll ab. Insbesondere nachdem die Deponie Georgswerder für das wilde Müll abkippen geschlossen wurde. Auch flüssige Stoffe wie Altöle und Säuren dürften sich hier Boden wiederfinden. Sprich: diese Böden sind kontaminiert.

Ich habe Verständnis dafür, dass Menschen möglichst viele Möglichkeiten der „Grünen Erholung“ vor der Tür haben möchten. Gibt’s doch nichts Schöneres als möglichst viel davon in nächster Nähe. Indes, und Bernhard Dey sei Dank, gibt es hier davon reichlich. Ich halte es angesichts stetig steigender Wasserstände, insbesondere während der Sturmflutzeiten, für fragwürdig, ob es richtig ist, direkt hinterm Deich noch Wohnungsbau voranzutreiben und sehe die Entwicklung eher kritisch, aber verschont mich bitte mit romantisierenden Begriffen wie „Auwald“ oder „Wilder Wald“, die die Bedeutung dieses Areals bis zum Kitsch verklären. Ramon Moreno, taz.de