brief des tages
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Faires Lieferkettengesetz!

„Kaum Interesse an fairem Handel“,

taz vom 14. 7. 20Freiwillige Selbstverpflichtungen von Unternehmen, ihre „Sorgfaltspflicht“ auszuüben, haben nicht zum Erfolg geführt. Ein Lieferkettengesetz ist unbedingt notwendig!

Im Oktober 2018 konnte ich in einer äthiopischen Textilfabrik die Arbeit einer Näherin verfolgen. Dort wurden T-Shirts für ein deutsches Unternehmen produziert, die dann im Doppelpack für 5,99 Euro verkauft wurden. Diese Arbeiterin nähte nur die beiden Ärmelsäume und brauchte dabei für ein T-Shirt circa 50 Sekunden. Genähte T-Shirts pro Stunde: 72. Genähte T-Shirts pro Schicht: 576. Genähte T-Shirts pro Monat (25 Arbeitstage): 14.400. Bei einem Monatslohn von 55 Euro (schon viel für Äthiopien!) ergibt dies einen Lohnanteil von 0,38 Cent pro T-Shirt! Solche Hungerlöhne kommen durch Einkaufspraktiken von Unternehmen zustande, die den Fabriken möglichst billige Preise diktieren.

Die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen, für die ich arbeite, vertritt schon seit 2005 die klare Position, „dass Gesundheit und Leben von Arbeiterinnen und Arbeitern absoluten Vorrang haben vor der Gewinnmaximierung von Unternehmen“.

Dietrich Weinbrenner, Witten