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Akademie der Künste protestiert gegen die Vereinnahmung Walter Benjamins

Die Akademie der Künste hat sich dem Protest einiger französischer Intellektueller gegen die Instrumentalisierung des Centre d’Art Contemporain Walter Benjamin durch den neuen Bürgermeister von Perpignan und Abgeordneten der Rassemblement Na­tional, Louis Aliot, angeschlossen und sich mit dem offenen Brief (https://bit.ly/39Ycd1L) von Étienne Balibar, Jean-Luc Nancy, Éric Fassin, Michael Löwy, Benjamin Stora und anderen, der bereits am 30. Juni in der französischen Zeitung Le Monde erschienen war, solidarisch erklärt (s. taz vom 3. 7.). Seit 2013 gibt es in der südfranzösischen Stadt Perpignan, die auf Walter Benjamins Weg auf seiner Flucht vor den Natio­nal­so­zia­lis­ten lag, das Centre d’Art Contemporain Walter Benjamin. Dieses soll auf Betreiben des rechten Bürgermeisters zu einem Zen­trum über Flucht und Vertreibung umgedeutet werden, das an jüdische Fluchtschicksale, an Schicksale von spanischen Republikanern, die vor Franco nach Frankreich fliehen mussten, und von Sinti und Roma erinnert. Die Vereinnahmung sei Teil einer Strategie der „dédiabolisation“, mit der die rechtsextreme Partei ein gemäßigteres Image anstrebt, um in der Mitte der Gesellschaft Anhänger zu gewinnen, heißt es in dem offenen Brief und seitens der Akademie der Künste. „Wir können nicht zulassen, dass das Gedächtnis an Walter Benjamin nachträglich instrumentalisiert wird, um rechte Politik zu legitimieren“, so Akademie-Präsidentin Jeanine Meerapfel, „das kommt einer neuen Schändung und Verfolgung seiner Person gleich. Als Hüterin des Nachlasses Walter Benjamins ist die Akademie der Künste verpflichtet, gegen diese Vereinnahmung zu protestieren.“ Das Walter Benjamin Archiv in Berlin wurde 2004 als Einrichtung der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur in der Akademie der Künste gegründet. Es verwahrt den Nachlass Walter Benjamins sowie eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten aus Privatbesitz.

Fenster von Gerhard Richter in der Abtei Tholey

Der Einbau von drei neuen Kirchenfenster des Künstlers Gerhard Richter in der saarländischen Abtei Tholey hat begonnen. Bunte symmetrische Muster und Formen vor allem in Rot und Blau sind auf dem ersten großen Chorfenster zu sehen, das Experten gerade in der gotischen Abteikirche eingesetzt haben. Bis zur Wiederöffnung der sanierten Abteikirche am 20. September sollen auch die anderen beiden jeweils 1,95 mal 9,30 Meter großen Fenster montiert sein. Richter (88) hat den Mönchen in der Benediktinerabtei St. Mauritius seine Kunst geschenkt. Tholey gilt mit der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 634 als ältestes Kloster Deutschlands.

Preis für herausragende Literaturübersetzungen

Die Übersetzerin Eveline Passet erhält für ihre Übersetzungen aus dem Französischen und dem Russischen den Paul-Celan-Preis 2020. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird alljährlich vergeben.