berliner szenen: Alles, nun ja, doch wieder im Eimer
Vor ein paar Jahren habe ich mir einen Mülleimer gekauft. Vorher standen in der Küchenecke Eimer in verschiedenen Farben ohne Deckel. Ich fand das hübsch und praktisch, man konnte einfach von oben das Bonbonpapier runterplumpsen lassen, und Punkt. Aber manchmal roch es. Da habe ich diesen Mülleimer gesehen mit Deckel und zwei Fächern. Der Deckel geht auf, wenn man mit dem Fuß auf die Pedale tritt. Und wenn man noch mal drauftritt, geht der Deckel wieder runter. Voll cool, dachte ich, da braucht man sich nicht runterbeugen, wo ich’s doch eh am Rücken hab.
Den neuen Eimer hab ich an die alte Stelle getan, und er geht auf, wenn ich auf die Pedale trete. Aber wenn ich noch mal drauftrete, bleibt der Deckel oben. Grund: Der Eimer steht an der Wand. Der offene Deckel muss aber ein Stück nach hinten kippen, sonst funktioniert der Wieder-zu-Mechanismus nicht. Aber ich mag den Eimer nicht so weit im Raum stehen haben. Wenn man es mit einem, nun ja, schlichten Wortwitz ausdrücken will: Das mit der Klappe klappt nicht so richtig.
Oft stehe ich vor dem offenen Eimer und versuche, ihn mit dem Fuß von der Wand zu schieben, aber der Fuß rutscht an den runden Ecken weg. Manchmal trete ich gegen den Eimer, in der Hoffnung, dass der Deckel durch die Erschütterung schwankt und von der Gravitationskraft nach unten gerissen wird. Aber den Deckel interessiert’s nicht, er bleibt meist oben. Letztendlich beuge ich mich dann doch runter, um ihn mit der Hand zu schließen.
Unter meinem Schreibtisch habe ich noch ein kleines blaues Eimerchen ohne Deckel. Da kann ich das Bonbonpapier einfach so reinschnipsen, und Punkt. Aber oft fällt es daneben, und ich muss mich auch wieder runterbeugen. Die Eimerfrage bleibt, nun ja, offen.
Giuseppe Pitronaci
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