das portrait
: Oberst a. D. Douglas Macgregor ist Trumps nächster Getreuer für Berlin

Foto: US Army Command and General Staff College

Wird es für die deutsch-US-amerikanischen Beziehungen schlimmer oder besser mit dem neuen Mann, den US-Präsident Donald Trump am Montag für den Posten des Botschafters in Deutschland nominiert hat? Douglas Macgregor, 71, Oberst der US-Armee im Ruhestand und im Irakkrieg 1991 begeisterter und dekorierter Panzerkommandant, soll Washington in Berlin vertreten.

In normalen Zeiten wäre allein die Nominierung eines Ex-Militärs, der sich auch in seinem politischen Engagement ausschließlich für Militärfragen interessiert hat, ein Affront für einen der wichtigsten Verbündeten der USA. Aber in Trump-Zeiten und mit einem Vorgänger Richard Grenell kann Macgregors Nominierung kaum noch Angst einjagen. Anders gesagt: Der vermutlich Einzige, der Grenell hätte toppen können, wäre Trumps früherer Chefstratege Stephen Bannon gewesen, aber der hat Trumps Gunst schon lange verloren.

Macgregor kennt Deutschland, oder er kannte es zumindest einmal. Mehrfach war er in der Bundesrepublik stationiert, langweilte sich dabei nach eigener Aussage sehr und war froh, bei der Operation „Desert Storm“ zur militärischen Befreiung Kuwaits von der irakischen Besetzung dabei sein zu dürfen. Nachdem seine militärische Karriere nicht wirklich lief – über den Rang des Obersts kam er nicht hinaus –, ging er 2004 in den Ruhestand, schrieb militärkritische Bücher und wurde gern gesehener Interviewgast und Kommentator des rechten Senders Fox News.

Das blieb er bis heute – und nicht wenige vermuten, dass er deshalb auf Trumps Radarschirm landete, der ihn schon im vergangenen Jahr als möglichen Nachfolger des ausscheidenden Nationalen Sicherheitsberaters John Bolton gehandelt haben soll.

Im Wahlkampf 2012 unterstütze Macgregor in den republikanischen Vorwahlen den konservativ-libertären Kandidaten Ron Paul und pochte auf Haushaltsdisziplin. Das hat er sich, wie eigentlich alle republikanischen Kongressmitglieder, die unter Präsident Obama noch jede Standardabstimmung über die Erhöhung des Schuldendeckels zur halben Staatskrise eskalierten, inzwischen abgewöhnt – Trump scherte sich schon nicht um die Staatsverschuldung, als von der Coronakrise noch nicht die Rede war.

Womit Deutschland rechnen kann – wenn Macgregor vom Senat bestätigt wird –, ist ein Botschafter, der den Dauerdruck der letzten Jahre, Deutschland möge mehr Geld fürs Militär ausgeben, fortsetzen wird und der von der Nato genauso despektierlich denkt wie sein Präsident. Macgregor ist weniger mit der radikalen Rechten verbunden als Grenell, er denkt auch zu sehr als Militär, um sich politisch so fanatisch zu engagieren wie sein Vorgänger. Aber wie Grenell ist er Trump-Loyalist durch und durch, Verhandlungen über irgendein Thema von deutsch-US-amerikanischem Belang werden mit ihm kein Stück einfacher. Sollte Trump allerdings im November verlieren, wird Macgregors Berlin-Aufenthalt ohnehin nur eine kurze Episode. Bernd Pickert