Tratsch vom Strand

Zum Weltpostkartentag bleibt die Post kühl

Früher gab es zwei wichtige Aufgaben für Postboten, die ihrer schweren Arbeit bei Wind und Wetter nachgingen: Das Schnäpschen mit der Oma „fürs Herz“ und das Lesen der Urlaubspostkarten, wenn Onkel Eberhard wieder mit seinen „Strandbekanntschaften“ prahlte. Postboten besaßen eine wichtige soziale Funktion für den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Alles perdu! Der kümmernde Omaschnaps ist längst dem Raubtierkapitalismus der Liefersklavenhalter von der Post AG zum Opfer gefallen. Und jetzt ist auch die Urlaubslektüre dran: „Briefträger haben gar keine Zeit, Postkarten zu lesen“, sagte gestern ein Post-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa voller Stolz auf seine Form des Datenschutzes: Natürlich falle auch die unversiegelte Postkarte unter das Postgeheimnis. Dabei weiß doch seit der Erfindung der Ansichtskarte jeder Absender, dass sie gerade deshalb geschrieben wird, damit sie der Bote mitliest und den Inhalt durch die Gegend tratscht, dass das Essen und die neuen Freunde superknorke waren. Der Urlaub wird erst rund durch die Postkarte. Die auch heute noch trotz Mail, SMS und TikTok millionenfach versandt wird. Zum Weltpostkartentag morgen zeigt der Kommunikationskonzern sein Innerstes offener als jede Ansichtskarte: Eiskalt ist die Deutsche Post.