Kein gutes Semester

Student*innen haben Nebenjobs verloren, Nothilfen verpuffen

Die Coronapandemie hat auch in Brandenburg viele Stu­den­t*innen in existenzielle Finanznöte gestürzt. „Das Sommersemester war eine der größten bildungsfinanzpolitischen Katastrophen der letzten Jahrzehnte“, sagte der Sprecher der Brandenburgischen Studierendenvertretungen, Jonathan Wiegers, am Montag in Potsdam.

So hätten zahlreiche Stu­den­t*in­nen keine Jobs mehr in den typischen Branchen Gastronomie und Veranstaltungen. „Bundesweit haben eine Million Studierende durch Corona ihren Nebenjob verloren und mussten deshalb ihr Studium unterbrechen oder abbrechen“, sagte Wiegers. Daten für Brandenburg gebe es noch nicht. „Wir werden erst im Herbst sehen, wie viele Studenten zum ­Wintersemester zurückkehren.“

Weiterhin hätten auch nur 12Prozent der Student*innen Anspruch auf Bafög – und die Nothilfen des Bundes reichten bei Weitem nicht aus. So könnten Studenten abhängig vom Stand ihres Kontos für drei Monate maximal jeweils 500 Euro erhalten. Davon lasse sich der Lebensunterhalt in den großen Städten nicht bestreiten.

Die Landesregierung habe deshalb den Härtefallfonds der Studentenwerke um eine halbe Million Euro aufgestockt, sagte Bildungsministerin Manja Schüle (SPD). Studenten in finanzieller Not können daraus einmalig 300 Euro bekommen. Wiegers beklagte allerdings den hohen bürokratischen Aufwand für Hilfsgelder: „Solche Bürokratiemonster überfordern Studenten in Not.“

Nach Schüles Angaben erhielt entsprechend auch nur ein kleiner Teil der Antragsteller Hilfen. In Frankfurt (Oder) etwa seien bis zum 8. Juli 2.226 Anträge eingegangen, von denen nur 941 aus Sicht der Behörde vollständig waren. Am Ende wurden 370 Anträge bewilligt – mit einem durchschnittlichen Satz von 434 Euro.

Die Brandenburger Hochschulen wollen im kommenden Semester überwiegend beim Fernunterricht bleiben. Umfragen unter den Studierenden hätten gezeigt, dass die digitale Wissensvermittlung im Sommersemester im Großen und Ganzen funktio­niert habe, aber das soziale Miteinander sehr vermisst wurde, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Brandenburgischen Landesrektorenkonferenz, Oliver Günther. „Diesen Forderungen werden wir Rechnung tragen, indem wir das Wintersemester als Hybridsemester, also als Kombination von digitalen und analogen Formaten anlegen.“ Denn Hochschulen seien nicht nur Lern-, sondern auch Lebensorte.

Die rot-schwarz-grüne Landesregierung will nun mit einer Änderung des Hochschulgesetzes eine Verlängerung der Regelstudien­zeit um ein Semester ermöglichen. Damit könnten zumindest Bafög-Empfänger coronabedingte Verzögerungen ausgleichen. (dpa)