AUSTRALIEN WILL SEINE WIRTSCHAFT SCHÜTZEN UND SCHADET DEM KLIMA
: Mittelmäßig dämlich

Dem stetigen Druck der Kioto-Staaten war offensichtlich nicht mehr standzuhalten. Und so ist einer der großen Klimaschutzverweigerer, Australien, nun umgeschwenkt und vom offenbaren Blockierer zum Mitstreiter mutiert. So scheint es auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch: Auch die neuen Vorschläge Australiens tragen kaum zum Klimaschutz bei.

Im Gegenteil. Zusammen mit den USA inszeniert Australien gerade das größte Ablenkungsmanöver seit Beginn der internationalen Klimagespräche. Die Länder dokumentieren mit einem neuen Bündnis, dass sie von wirksamem Klimaschutz rein gar nichts halten. Gleichwohl hört sich ihr Programm vordergründig natürlich gut und modern an: Man setze auf erneuerbare Energien, heißt es. Das ist ohne Zweifel lobenswert. Und man wolle auch „eine breite Palette neuer Umwelttechniken“ entwickeln. Was gleichermaßen zu begrüßen ist.

Doch warum wollen die Staaten dann nicht das Kioto-Protokoll unterschreiben? Die Förderung der Energievernunft ist bekanntlich gerade das oberste Anliegen des internationalen Protokolls. Wer ernsthaft für Wind-, Sonnen- und Effizienztechnologien eintritt, hat folglich keinen Grund, sich dem Kioto-Vereinbarungen zu verweigern.

Doch die Staaten des neuen „Klimaschutzbündnisses“ wollen nicht mehr als Symbolpolitik machen. Sie glauben zu Recht nicht an messbare Erfolge ihrer angekündigten Klimaschutzaktionen, sondern haben allein das Ziel, auch andere Staaten der Kioto-Allianz zum Rückzug zu bewegen. Dabei sitzen Australien und Co. noch immer dem größten Irrtum auf, der die Klimadebatte seit je lähmt: Die Staaten glauben bis heute, Klimaschutz belaste ihre Wirtschaft.

Und weil die Weltgemeinschaft mit dieser Beratungsresistenz wohl einstweilen wird leben müssen, ist es umso wichtiger, dass die aufrechten Staaten der Kioto-Allianz jetzt zusammenhalten. Sie sollten sich durch die ideologisch motivierte Ignoranz der Kioto-Gegner nicht in ihrer Überzeugung beirren lassen – und das Protokoll möglichst bald über 2012 hinaus fortschreiben.

BERNWARD JANZING