wortwechsel
: Ran an die Waffen!
Ran an die Alten!

Rechtsextremismus in der Bundeswehr, Pflegenotstand im Gesundheitssystem: Gute Argumente für Wehrpflicht und die Rückkehr der „Zivis“? Leser:innen prüfen das Manöver

Keine Wehrpflicht – kaum Musterungen. Allein auf weiter Flur im Kreiswehrersatzamt Ulmin Baden-Württemberg Foto: Falk Heller/argum/imago

„Vorstoß der Wehrbeauftragten Eva Högl: Zivilpflicht statt Wehrpflicht!“,

taz vom 5. 7. 20

Welche „Normalität“?

Liebe taz-Redaktion, solange in Deutschland immer noch Zwangsverpflichtungen als „Heilmittel“ oder gar „Heilsbringer“ angesehen werden, wie leider auch der taz-Kommentar unnötigerweise einmal mehr belegt, dürften leider auch rechtsradikale Umtriebe gesellschaftliche „Normalität“ bleiben. Günter Knebel, Bremen

In die Pflege-Kasernen?

Selten habe ich die taz so wütend aus der Hand gelegt wie nach diesem Artikel. Dass Herr Küppersbusch es geil findet, junge Menschen gegen ihren Willen in irgendwelche Bund- oder Pflegekasernen zu sperren, wissen wir ja schon länger. Aber auch noch auf der ersten Seite der taz ein Plädoyer für flächendeckende Zwangsarbeit in Deutschland lesen zu müssen, ist bitter. Wenn schon Zwangsdienste, dann doch bitte für unterbeschäftigte JournalistInnen mit Versklavungsfantasien.

Klaus Bailly, Lübeck

Rechtsextreme bleiben

Wenn das Problem mit Rechtsextremen schon zu Wehrpflichtzeiten bekannt war, warum hat man nie umfassend reagiert? Gehen jetzt auf einmal die sozialen, demokratisch engagierten jungen Leute zum Bund statt zum Zivildienst? Und was hat die Wehrpflicht mit dem KSK zu tun? Ich wunder mich über gar nix mehr, was von der SPD kommt. Deep South auf taz.de

Kriegspraktikum?

Die Verteidigungsministerin toppt mit dem Vorschlag einer halbjährigen Schnupperausbildung zum Soldaten. Was sollen die Freiwilligen in dieser Zeit lernen? Ein bisschen MG-Schießen und Handgranaten werfen? Wer wird sich für so ein Kriegspraktikum wohl melden? Neugierige Pazifisten oder doch eher Leute, die hoffen, diese Fertigkeiten eines Tages anwenden zu können?

Raimund Poppinga auf taz.de

Reaktionäre Ideologie!

Nun macht eine Dame der SPD (!), Frau Eva Högl, einen absurden Vorschlag und findet ausgerechnet bei einer taz-Autorin Gehör, zumindest, was die Zwangsrekrutierung angeht! Halten Sie denn unseren Nachwuchs für zu unterbelichtet, eigene Entscheidungen zu treffen? Machen Sie sich bitte nicht (noch mehr) zum Handlanger reaktionärer IdeologInnen!

Dieter Gebhardt, Neu-Ulm

Rechtlich unzulässig

Liebe Frau Lehmann, Ihr zivil gemeinter Kommentar ist in eine militärische Konfusion geraten. Ein „europäisches Sozialjahr als letztes Schuljahr“ (Mathias Greffrath) ist ein unterstützungswürdiger Vorschlag. „Eine neue Art von Pflichtdienst“ – wie von Ihnen vorgeschlagen – ist ein rechtlich unzulässiger Zwangsdienst. Der „alte Zivildienst“ war zulässig nur als Ersatzdienst für einen Wehrdienst, der von dem allgemeinen Verbot von Zwangsdiensten ausgenommen ist. Ihr Satz „Und wer den Zivildienst verweigert, muss zum Bund“, kann nicht ernst gemeint sein.

Johannes Weissinger, Dortmund

Gratis ist gar nix

*Und wer den Zivildienst verweigert, muss zum Bund.* Schon ein bisschen gemein …Aber ich kann mir kaum etwas vorstellen, über das Integration (von wem worein auch immer) so gratis und nebenher zu erreichen wäre wie über so ein Pflichtjahr. Birne Helene auf taz.de

@Birne Helene Nur dass es eben nicht gratis ist. Die Kosten für Lohn, Ausbildung und Infrastruktur sind ja zu tragen – und all das für Leute, die ineffizient, absehbar demotiviert, schlecht qualifiziert und schnell wieder weg sind. Wie grenzwertig das ist, wird klarer, wenn man Alter und Dienstzeit variiert und etwa vorschlägt, dass die Jahre zwischen dem 55. Lebensjahr und dem Renteneintritt zwangsweise gegen Aufwandsentschädigung dem Dienst an der Gemeinschaft zu widmen sind. Ingo Bernable auf taz.de

„Wiedereinführung der Wehrpflicht: Dienstrecht statt Dienstpflicht“,

taz vom 9. 7. 20

Teure Lücke füllen

Ziel ist es, möglichst viele Zivildienstleistende zu erzeugen. Unter dem Deckmantel der Bekämpfung des Rechtsrucks in der Bundeswehr und der sozialen „Erziehung“ der Jugend möchte man eine teure Lücke füllen. Thorsten Kluge auf taz.de

Persönlichkeitsbildung?

Die Diskussion und die diversen Denkansätze sind hoch interessant. Nicht uneinig scheint man sich zu sein, dass ein Jahr abseits des egobezogenen Alltags im Dienst für die Allgemeinheit zur Persönlichkeitsbildung nicht schlecht wäre. Meine Dienstzeit als Zivi in einer Einrichtung für psychisch Kranke war definitiv ein lehrreicher Abschnitt in meinem Leben. Grummelpummel auf taz.de

Gewissensprüfung

Ein soziales Jahr sollte verpflichtend sein für alle, unabhängig von Geschlecht, Religion und Einkommen. Dienst bei der Bundeswehr sollte dabei aber lediglich eine von vielen Möglichkeiten sein. Da könnte man dann sogar über eine neue „Gewissensprüfung“ nachdenken: Wer töten lernen will, muss sein Gewissen prüfen lassen …wäre das nicht eine schöne historische Retourkutsche?

Peter Müller auf taz.de