heute in hamburg
: „Kleine Verkehrs- Dinosaurier“

Foto: privat

Thomas Krüger, 61, hat Stadtplanung in Hamburg und Dortmund studiert und ist Professor an der Hafencity-Universität.

Interview Moritz Klindworth

taz: Herr Krüger, geht der Trend hin oder weg von Fußgängerbrücken?

Thomas Krüger: Eindeutig weg davon. Die Fußgängerbrücken sind Kinder der 1960er-Jahre: Damals hat man versucht, die Verkehrsarten möglichst zu trennen. Autos durften auf ebener Erde, also den Straßen fahren. Fußgänger sowie Radfahrer mussten teilweise ins Untergeschoss oder auf Brücken ausweichen. Das macht man heute höchst ungern, denn Nutzer müssen dann Höhe überwinden oder in dunklen Löchern unter den Straßen hindurch. Und es gibt hohe Kosten, die Brücken und Tunnel in Schuss zu halten.

Wie geht Hamburg damit um?

Für große Fußgängertunnel in Fußgängerzonen in Harburg und Ottensen wurde ein erheblicher Aufwand getrieben, um sie hell und einigermaßen angenehm zu gestalten. Aber Fußgängerbrücken bleiben schwer zu überwinden und man ist dort schutzlos dem Wetter ausgesetzt.

Zum Beispiel?

An der Ludwig-Erhard-Straße gibt es eine Überführung, bei der ständig die Rolltreppen kaputt sind. Da müssen die Leute zu Fuß die Treppen rauf. Diese Fußgängerbrücke wird daher kaum noch genutzt und steht vor dem Abriss. Überhaupt sind diese Brücken kleine Dinosaurier. Heute wird man eher versuchen, die Querungsmöglichkeiten von großen Straßen ebenerdig zu gestalten. Für Fußgänger, Radfahrer und Menschen mit Handicap muss es einfach gemacht werden.

Gebietet das nicht allein schon der demografische Wandel?

Die Prüfung und Sanierung mehrerer Fußgängerbrücken startet heute der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer. Gesperrt werden dazu die Dakarbrücke in der City Nord und die Überführung Feldrain (Wilhemsburg)

Ja, sicher, das geschieht ja auch zunehmend, indem man breite Straßen in zwei Ampelphasen überqueren kann. Das ist natürlich nicht so angenehm, weil man eine Phase mitten im Verkehr steht. Das ist sicherlich auch ein Problem bei der Ludwig-Erhard-Straße mit ihren sechs Spuren, die eine riesige Barriere darstellt. Da kann man sicher zu Lasten der Autos Möglichkeiten finden. Im Zuge des Umbaus der Hauptverkehrsstraßen wird noch einiges in Bewegung kommen.

Das heißt?

Auto und Lkw werden zurücktreten müssen, um den sicheren Rad- und den Fußgängerverkehr zu gewährleisten. Bisher stehen die Straßenräume mehr oder weniger komplett den Pkw und LKW zur Verfügung, die die übrigen Nutzer zudem durch ihre Geschwindigkeit, den Lärm und Abgase beeinträchtigen. Wenn jetzt das Rad und die Fußgänger mehr Platz bekommen sollen, wird dies zu Lasten der Autos gehen müssen.