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meinungsstark

Beunruhigende Diskussion

Debatte: „Müll-Kolumne“

Wenn Stefan Reinecke sich über die Aufmerksamkeit mokiert, die ein schwuler urbaner Migrant bekommen könne, klingt das für mich kühl und mitleidslos. Und wie Saskia Hödls Artikel sich nur damit befasst, wer reden darf, und dabei die Inhalte komplett aus dem Auge verliert, scheint mir einfach nur bizarr. Die Vielfalt der Autor*innen ist doch eine notwendige, keine hinreichende Voraussetzung für eine gute taz. Alles andere wäre ja wohl ziemlich paternalistisch – wenn man glaubte, in dieser oder jener Gruppe gäbe es halt keine Autor*innen, die zum Beispiel bereit und fähig sind, die Menschenwürde zu achten. Um die Polizei-Müll-Kolumne noch mit irgendeinem halbwegs sinnvollen Begriff von Menschenwürde unter einen Hut zu bekommen, sind schon reichlich abstruse exegetische Verrenkungen notwendig. Wenn Volkan Ağar in der taz dann findet, dass die Anderen die Menschenwürde doch auch mit Füßen treten, hat er zwar recht, das ist aber keine Rechtfertigung für die Veröffentlichung des Textes von Hengameh Yaghoobifarah. Ganz im Gegenteil. Rassismus ist auch ein Instrument, mit dem die Mächtigen die Anderen spalten – teile und herrsche. Kritik daran ist wichtig; genau hinsehen auch. Offenkundig gibt es Rassismus in der deutschen Polizei. Aber Polizist*innen sind auch durchaus unterschiedliche Mitglieder der Gesellschaft. Wer sie pauschal allesamt zum Feind erklärt und mit Abfall vergleicht, der entmenschlicht sie und vertieft die von Rassisten gewünschte Spaltung der Gesellschaft, statt diese Spaltung mit gezielter Kritik zu bekämpfen. Philipp Heldmann, Mannheim

Missglückte Satire

„ACAB: All cops are berufsunfähig“, taz vom 15. 6. 20

Selbstverständlich fällt auch ein solcher Artikel unter die Pressefreiheit, und eine mögliche Anzeige vonseiten des Bundesinnenministers wäre ein Fehlgriff in Sachen Grundrechte. Aber was nur will uns die Autorin sagen?

Wenn die polizeifreie Gesellschaft eine schöne Idee sein soll, dann möge die taz erklären, wie dann der oft eingeforderte Schutz von Frauen oder von potenziellen Opfern rechtsextremer Gewalt aussehen soll. Und auch eine Randale wie letztes Wochenende in Stuttgart wird nicht allein durch So­zialarbeit zu verhindern sein.

Es ging wohl eher um das Branding von Polizeiangehörigen als prinzipiell gewalttätige und rechtsextreme Gruppe – das ist auch als angebliche Satire einfach nur voll daneben.

Biggi Bender, Stuttgart

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