Aus Ostafrikas Kriegen in die Londoner City

Die vier Urheber der Anschläge von vergangener Woche sollen aus Somalia, Eritrea und Kenia kommen

In Somalia sollen sich Islamisten mit Kampferfahrung aus Afghanistan etabliert haben

BERLIN taz ■ Nach den Terroranschlägen vom 7. Juli in London deuteten die Spuren Richtung Pakistan – nach den Anschlagsversuchen vom 21. Juli rückt Ostafrika ins Visier. Die zwei der vier Attentäter, die die britische Polizei namentlich identifiziert zu haben glaubt, kamen beide 1992 als Flüchtlingskinder nach Großbritannien – Muktar Said Ibrahim aus Eritrea und Yasin Hassan Omar aus Somalia. Letzterer hat seit 2003 die britische Staatsbürgerschaft.

Die britische Polizei geht davon aus, dass auch die zwei anderen aus Ostafrika kommen. Kenias führende Tageszeitung Daily Nation berichtete gestern unter Berufung auf Scotland Yard, zwei der vier seien somalischen Ursprungs und hätten kenianische Pässe. Es gebe eine aktive Al-Qaida-Zelle in Kenia, so der Bericht weiter. Bereits nach dem 11. September 2001 wurde Somalia, das seit 1992 keine Zentralregierung mehr hat, als Rückzugsgebiet für al-Qaida genannt, ebenso nach den Anschlägen von 2002 auf Touristeneinrichtungen in Mombasa in Kenia.

Diese Anschläge wurden – wie Ermittler seitdem herausgefunden haben wollen – aus Somalias Hauptstadt Mogadischu heraus organisiert – von einer Al-Qaida-Zelle unter Leitung von Fazul Abdullah Mohammed, der bereits 1998 für zwei blutige Bombenanschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania verantwortlich gewesen sein soll. Fazul ist bis heute nicht gefasst.

Die Überwacher des UN-Waffenembargos gegen Somalia und die „International Crisis Group“ haben beide in den letzten Wochen gewarnt, dass sich in Mogadischu seit einiger Zeit tatsächlich radikale Islamisten mit Kampferfahrung aus Afghanistan und Verbindungen zu al-Qaida befinden. Die Grenzen Ostafrikas sind allesamt sehr schlecht überwacht, der Waffenschmuggel zwischen den wechselnden Kriegsfronten der Region – Somalia, Äthiopien/Eritrea, Sudan, Uganda, Kongo – blüht und kann leicht auch größere Geschäfte tarnen. Seit 2001 überwacht eine multinationale Marinetruppe unter US-Kommando mit deutscher Beteiligung von Dschibuti am Roten Meer aus die Seewege rings um Somalia, um zumindest den Handel zwischen dem Horn von Afrika und der arabischen Halbinsel zu kontrollieren. DOMINIC JOHNSON