Schwebend nach Amsterdam

NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) spricht sich für eine Transrapidstrecke vom Rhein-Ruhr-Gebiet nach Amsterdam aus. Koalitionspartner FDP und die niederländische Regierung winken ab

VON KLAUS JANSEN

Die Landesregierung träumt wieder vom Transrapid. NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, die Magnetschwebebahn auf einer rund 200 Kilometer langen Strecke zwischen Amsterdam und Düsseldorf oder Duisburg einzusetzen. So könne das Rhein-Ruhr-Gebiet „mit einem der wichtigsten europäischen Wirtschaftsräume“ verbunden werden, sagte Wittke der Berliner Zeitung. Wittke greift damit einen Vorschlag seines Ministerpräsidenten Rüttgers auf, den die NRW-CDU allerdings über Jahre in der Schublade hatte verschwinden lassen.

Für das Projekt, über das laut Wittke frühestens in zwei Jahren entschieden werden kann, fordert die Landesregierung nun finanzielle Unterstützung des Bundes an. Ob die gewährt wird, ist allerdings selbst innerhalb der CDU umstritten: In ihrem „Regierungsprogramm“ für die Zeit nach der Bundestagswahl verspricht die Union lediglich den Bau „einer Transrapidstrecke in Deutschland“. Favorit für den Zuschlag ist dabei aber nicht NRW, sondern Bayern. Die Planungen für eine 37 Kilometer lange Strecke zwischen der Münchener Innenstadt und dem Flughafen sind bereits weit fortgeschritten.

Das Amsterdam-Modell ist davon noch weit entfernt: Nicht einmal die als Partner für den Streckenbau vorgesehene niederländische Regierung kann sich für das Projekt begeistern. „Das ist nicht realistisch“, so eine Sprecherin des Den Haager Verkehrsministerium zur taz. Die regierenden Christdemokraten stünden großen Verkehrsprojekten skeptisch gegenüber, seit die Kosten für eine Schnellzug-Verbindung von Amsterdam nach Brüssel explodiert sind. Und bevor eine Strecke von Amsterdam ins Rhein-Ruhr-Gebiet gebaut werde, sei eine weiter nördlich gelegene Verbindung von Amsterdam nach Groningen an der Reihe, die sich möglicherweise später bis Hamburg verlängern ließe.„Mangelnden Realitätssinn“ wirft nun die SPD-Opposition der Landesregierung vor. „Man kann nicht einfach nach Gutsherrenart über die Meinung der Niederländer hinweggehen“, sagt der sozialdemokratische Verkehrspolitiker Bodo Wißen. Sein Parteifreund, der damalige Ministerpräsident Wolfgang Clement, hatte dagegen noch von einer Magnetbahn für das Rhein-Ruhr-Gebiet geträumt – erst dessen Nachfolger Peer Steinbrück beerdigte das unfinanzierbare Projekt.

Verkehrsminister Wittke und seine CDU stehen deshalb nun ziemlich allein: Auch der Koalitionspartner FDP hält den Vorstoß für vorschnell. „Auf eine Strecke sollten wir uns noch nicht festlegen“, sagt Christof Rasche, verkehrspolitischer Sprecher der Liberalen. An der Idee des Transrapids will er zwar grundsätzlich festhalten, die Verbindung nach Amsterdam hält er aber für unglücklich: „Wir müssen NRW stärken, nicht andere Regionen. Es bringt uns nichts, wenn noch mehr Menschen vom Flughafen Amsterdam und nicht von Düsseldorf aus in Urlaub fliegen.“

Auch Umweltschützer halten das Projekt für unsinnig: „Statt in Verkehrsstrategien zu denken, sucht die Politik wieder Prestigeobjekte“, sagt Werner Reh, Verkehrsexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Reh rechnet nicht damit, dass sich die Landesregierung in den kommenden Jahren endgültig vom Transrapid verabschiedet: „Der Transrapid ist das nordrhein-westfälische Monster von Loch Ness. Es taucht immer wieder auf.“