Susanne Memarnia war ziemlich spontan schwimmen im Gropiusbad
: Rutschen ist nicht, aber Platz hat man genug

Man hat ja nach all den Wochen Stubenhocken ein großes Bedürfnis nach Unternehmungen. Und einiges geht ja auch wieder: schwimmen zum Beispiel. Die Freibäder haben wieder auf, das Wetter passte jetzt auch – also los, dachte ich spontan und warf den Computer an. Schließlich hat man sich ja schon dran gewöhnt, dass man für alles erst mal „im Internet“ gucken muss, was überhaupt geht und zu beachten ist.

Leider stellte ich schnell fest, dass die beiden Bäder in meiner Nähe – Prinzen in Kreuzberg und Columbia in Neukölln – schon ausgebucht waren. Spontan, so meine erste Lernerfahrung in Sachen Schwimmen in Coronazeiten, ist also nicht. Zumindest muss man flexibel sein. Da ich und mein Sohn das sind, haben wir so ein Zeitfenster fürs Kombibad Gropiusstadt gebucht und sind los.

Hübscher Nebeneffekt: Man kommt mal in Ecken der Stadt, die man sonst eher nicht besucht. Im Süden Neuköllns, hatte ich meinem Sohn in der U-Bahn auf seine Frage erklärt, warum es denn dort noch „Zeitfenster“ gab, ist es schon ländlicher, und vielleicht gibt es da nicht so viele Leute, die schwimmen gehen wollen. „Das sieht hier aber schon aus wie Stadt“, staunte der Achtjährige, als wir an der Lipschitzallee ausstiegen und die vielen Hochhäuser auf dem Weg zum Bad bestaunten. Die zweite Lernerfahrung dann gleich am Eingang: Schlange stehen, wie von Prinzenbad gewohnt, ist nicht. Die freundliche Dame im Kassenhäuschen piepte auf die Handytickets, und schon waren wir drin.

Glücklicherweise gibt es im Gropiusbad gleich am Eingang Schließfächer für Wertsachen. Da hatte ich mir schon Sorgen gemacht, weil ich auf der Bäder-Website gelesen hatte, Umkleideschränke sein wie Duschen zurzeit wegen Corona nicht benutzbar. Aber wie soll ich in der weiten Welt überleben ohne Handy (fürs Onlineticket), Perso (Pflicht für Erwachsene) und wenigstens ein bisschen Geld? Das Problem war also weggesperrt und so gelöst. Auch ein schöner Platz auf der Wiese war schnell gefunden, das Bad war wirklich ziemlich leer für einen sonnigen Nachmittag. Auf der 50-Meter-Bahn zogen vor allem dem Sport verpflichtete Erwachsene ihre Bahnen. Im Kinderbecken planschte ein halbes Dutzend Eltern mit Kindern. Das Einhalten des vorgeschriebenen 2-Meter-Abstands war wirklich nirgendwo ein Problem.

Dass die Duschen geschlossen sind aus Hygienegründen, wusste ich ja schon. Was für Kinder und ihre Eltern schwerer ins Gewicht fallen dürfte: Rutsche und Spielplatz sind wegen Corona ebenfalls dicht. Wieso, verstanden wir nicht. Schließlich ist der Spielplatz vor unserer Haustür auch geöffnet. Und die Rutsche? „Haben die Angst, dass die Viren ins Wasser rutschen, oder was?“, fragt mein Sohn so halb ironisch.

Diese Frage, liebe Bäderbetriebe, geb ich jetzt mal an Sie weiter. Schließlich sorgt schon die Ticketpolitik dafür, dass es kein Gedränge an der Rutsche gibt. Da kann man uns doch diesen kleinen Spaß jetzt nicht den ganzen Sommer lang verwehren. Oder?