berliner szenen Rendezvous

In Rosa

Kennen gelernt hatte ich dich vor etwa drei Jahren in einem kleinen Secondhand-Plattenladen in der rue des Écoles. Ich war gerade neu in Paris und auf der Suche nach aktueller französischer Musik. Außer einen Artikel über den „Nouvelle Chanson Française“ kannte ich nichts.

Auf einem Zettel hatte ich mir Namen notiert: Dominique A., Katerine und Françoiz Breut. Und da warst du dann plötzlich: auf dieser CD mit dem rosafarbenen Coverbild und deiner unglaublichen Stimme. In den folgenden Monaten hörte ich deine „Vingt à trente mille jours“ mindestens 50-mal. Manche Stücke immer und immer wieder. Und ich wartete auf die Gelegenheit, dich einmal live zu erleben und mehr von dir zu sehen als dieses unscharfe Coverfoto.

Am warmen Mittwochabend in der Arena sollte es dann so weit sein. Mit stoischem Gleichmut ertrug ich den Ska-Verschnitt der belgischen Jaune Toujours und schob mich dann in eine der vorderen Reihen. Zu meiner Enttäuschung tauchten zunächst die Edelwüstenrocker Calexico auf der Bühne auf und begannen mit ein paar eher lauen Folksongs. Nach einer langen Stunde begrüßten sie dann ihren very special guest from France. Mein Herz klopfte schneller.

Und dann standest du da. Nicht größer als 1,60, mit etwas irritierendem Haarschnitt und Karottenhosen. Aber deine Stimme war immer noch die gleiche, und für die Dauer deines „Si tu disais“ stand die Welt still. Dann folgten vier weitere Songs – und du warst wieder verschwunden.

Ich beginne zu glauben, dass das mit uns nichts mehr wird. Da warte ich drei Jahre auf unser erstes Rendezvous – und nach einer Viertelstunde bist du wieder weg, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Untröstlich, dein

GUIDO KIRSTEN