corona in hamburg
: „Verantwortung nicht immer delegieren“

Foto: privat

Christoph Kreienbaum,

58, ist Pressesprecher bei der Hochbahn. Zuvor war er Sprecher der Deutschen Bundesbank in Hamburg.

Interview Moritz Klindworth

taz: Herr Kreienbaum, es gibt seit Kurzem Hygieneteams bei der Hochbahn. Sind die Wagen vorher nicht desinfiziert worden?

Christoph Kreienbaum: Unsere Fahrzeuge und Haltestellen werden ohnehin jeden Tag gereinigt. Vorher wurden sie nur in der Nacht gereinigt. Jetzt gehen Hygieneteams im laufenden Betrieb in die Fahrzeuge und Haltestellen und desinfizieren sie zusätzlich.

Wie hoch ist die Auslastung?

Es nähert sich den 60 Prozent von vor Coronazeiten an.

Wächst Sie?

Ja, es gibt eine leicht steigende Tendenz.

Wie wollen Sie gewährleisten, dass die Abstandsregeln eingehalten werden?

Wir müssen ja realistisch sein: In jeder Situation den Abstand zu wahren, das werden wir schlicht nicht schaffen. In der Eindämmungsverordnung ist der ÖPNV ausgenommen von der Abstandspflicht. Deswegen ist ja auch die Maskenpflicht eingeführt worden. Da appellieren wir natürlich an unsere Fahrgäste, machen Durchsagen. Wir haben in den Medien sehr umfangreich informiert und haben über 300 Sicherheitskräfte der Hochbahn, die das natürlich auch kontrollieren. Die Sicherheitskräfte können aber nicht überall sein. Der Einzelne ist dafür verantwortlich, sich an die Maskenpflicht zu halten. Das möchte ich in aller Deutlichkeit sagen: Man kann in Zeiten von Corona nicht immer seine Verantwortung an andere delegieren.

Wie kann man die Fahrer schützen?

Wir haben die vordere Tür geschlossen, damit die Busfahrer geschützt sind und sich nicht anstecken. Sie gehören sozusagen zur kritischen Infrastruktur. Wir haben jetzt begonnen, in allen Bussen des VHH und der Hochbahn Trennscheiben einzubauen, um die Fahrer zu schützen, und ab Montag werden die Vordertüren aller Busse, die damit ausgerüstet sind, wieder geöffnet. Die Fahrgäste können vorne die Tür nutzen. Damit wird der Fahrgastzugang verbessert, es gibt eine zusätzliche Lüftung und wir gewinnen vor allem Platz.

Wie schützen Sie das Sicherheitspersonal?

Die KollegInnen tragen in den Bussen und Bahnen Masken, weil sie nicht in allen Situationen den vorgeschriebenen Abstand gewährleisten können.

Gibt es denn auch die Möglichkeit, das Angebot zu vergrößern an U-Bahnen und Busen?

Auf der Linie U3 fahren wir im Zweieinhalb-Minuten Takt. Enger geht es technisch nicht, unabhängig davon, dass wir auch keine U-Bahn- und Busstrecken herbeizaubern können. Aber nochmal: Wir haben eine Maskenpflicht, die uns ermöglicht, nicht den Abstand einhalten zu müssen. Das ist der entscheidende Punkt.