Ökotraum wird Stadtteilschule

Das gescheiterte Ökozentrum „Vivo“ in der Bahrenfelder Straße soll eine neue Bestimmung bekommen

Die Treiber aus der Ökoszene waren abgesprungen, weil sie die Mieten zu teuer fanden und mit dem Vermarkter nicht zurecht kamen

Von Gernot Knödler

Der Senat schickt sich an, das Kapitel Nachhaltigkeitszentrum in Ottensen vollends zu schließen. Laut dem geltenden Schulentwicklungsplan soll im Vivo in der Bahrenfelder Straße eine fünfzügige Stadtteilschule entstehen.

Das Vivo hieß einstmals „Ö“ und repräsentierte Anfang der Nullerjahre den Traum einer lokalen Verbindung von Ökonomie und Ökologie. Auf Betreiben von Unternehmern aus der Ottenser Ökoszene plante der Senat unweit der „Fabrik“ ein Zentrum für ökologischen Handel, Gewerbe und Dienstleistungen.

Die damalige Bundesministerin für Verbraucherschutz, Renate Künast (Grüne), kam zur Grundsteinlegung. Der damalige Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (Grüne) lobte es als „öko von vorne bis hinten“. In der Fassade sollten Holz, Lehm und Weidengeflecht verbaut und beim Verbrauch der Niedrigenergiestandard unterschritten werden. Selbst beim Ausheben der Baugrube wurde der Müll getrennt.

Doch zwei Jahre später wurde klar: Aus dem Traum wird nichts. Die Treiber aus der Ökoszene waren abgesprungen, weil sie die Mieten zu teuer fanden und mit dem Vermarkter nicht zurecht kamen. Die Standards wurden abgespeckt, der Focus von Öko auf Lebensqualität verschoben. Allein: Es nützte nichts. Die Finanzbehörde erklärte das Projekt für gescheitert. Sie trug der städtischen Sprinkenhof-Gesellschaft auf, das Objekt möglichst schadlos zu vermarkten. Der Leerstand kostete die Stadt rund zweieinhalb Millionen Euro im Jahr.

Heute residieren hier das Fundbüro, die Finanzbehörde, ein professioneller Fotografen-Ausrüster und ein Fitnessstudio. Das Vivo sei „zu 100 Prozent vermietet“, sagt Sprinkenhof-Sprecher Lars Vieten. Selbst die Parkgarage sei ausgelastet. Auch das Problem der fehlenden Laufkundschaft habe sich gebessert und wird sich wohl noch weiter verbessern.

Denn rundherum ist in den vergangenen 15 Jahren viel Stadt entwickelt worden: Wohnungen im Westend Ottensen, den Kühne-Höfen sowie in der Stahltwiete, Gewerbe am Phönixhof und auf dem ehemaligen Essig-Kühne-Gelände. Und laut Koalitionsvertrag kommt bald noch eine S-Bahn-Station Ottensen dazu.

Eben diese städtebauliche Dichte macht den Standort auch für die Schulbehörde attraktiv. Bis Ende 2024 solle den Mietern gekündigt werden, sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Der Umbau sei für die Jahre 2025 und 2026 geplant. Zum Schuljahr 2027/2028 solle nach dem heutigen Zeitplan die Stadtteilschule gegründet werden.