Peking stellt in Afrika keine Fragen

Chinas Rohstoffhunger führt zur Freundschaft mit vom Westen kritisierten Regimen

PEKING taz ■ Er sei „sehr, sehr glücklich“, schwärmte Simbabwes Präsident bei seinem Besuch in Peking, der gestern nach sechs Tagen endete. Das Verhältnis Simbabwes zum „großen Freund, historischen Freund, brüderlichen Freund“ China sei, so Robert Mugabe, „weiter gefestigt worden“. Die gute Laune des 81-Jährigen ist begründet: Nirgendwo wird er so umworben und von jeder Kritik verschont.

Während ihn ein UNO-Report kürzlich wegen seiner brutalen Kampagne gegen Slumbewohner in geißelte, schweigen Chinas kontrollierte Medien über die Menschenrechtsverletzungen. Stattdessen berichteten sie über die Ehrenprofessur, die ihm die Hochschule des Außenministeriums in Peking verlieh: Er sei ein „Mann starker Überzeugungen und großer Leistungen“, der „den Weltfrieden schützt“, so der KP-Sekretär der Universität zu Mugabe.

Chinas Politiker priesen Mugabes umstrittene Landreform, die laut westlichen Experten Simbabwe ruiniert. Der Niedergang der simbabwischen Bauern, heißt es in Chinas Medien, sei vor allem Folge der „Dürre“.

Die Charme-Offensive gegenüber dem Diktator ist symptomatisch für Chinas Afrikapolitik, die von wirtschaftlichen und strategischen Interessen geleitet wird. Dabei scheuen die Chinesen eine enge Kooperation mit den korruptesten und brutalsten Despoten nicht. Chinas wachsender Hunger nach Energie und Rohstoffen führte in jüngster Zeit dazu, dass Peking auch mit Staaten wie Sudan, Libyen und Angola enge Kontakte pflegt. Das von den Chinesen im Jahr 2000 ins Leben gerufene China-Afrika-Kooperationsforum soll die Geschäfte fördern: Seither hat sich das Handelsvolumen mit Afrika von damals 10 Milliarden US-Dollar fast verdoppelt. Knapp 700 chinesische Firmen sind heute in Afrika aktiv.

Simbabwe ist für Peking so interessant, weil das Land riesige Vorkommen an Mineralien und Edelmetallen wie Platin, Gold und Kupfer hat. Zwar sind die Details mehrerer Wirtschaftsverträge, die Mugabe jetzt in Peking unterzeichnete, noch nicht bekannt. Es scheint aber, dass sich China seine Kredite an das bankrotte Simbabwe – ebenso wie die Lieferung von Kraftwerken, Traktoren, Lkws und Zivilflugzeugen – auch mit Schürfrechten für Bodenschätze zahlen lässt.

Anders als die USA und Europa, die ein Waffenembargo gegen Simbabwe verhängten, lieferte China in den letzten Jahren auch Kampfjets und anderes Kriegsgerät. Chinesische Radargeräte sollen Mugabes Villa am Stadtrand von Harare schützen.

Auch für Sudan, dessen Militär mit Hilfe lokaler Milizen Millionen Bewohner aus dem westlichen Darfur vertrieb, ist China mittlerweile wichtigster Handelspartner. Es investierte in Förderanlagen und importiert die Hälfte des sudanesischen Öls.

Mit Libyen vereinbarte Peking 2004 die Lieferung von zehn Millionen Barrel Öl für 300 Millionen Dollar. Auch Angola, das wegen Korruption international kritisiert wird, liefert mindestens 25 Prozent seines Öls an China. Im Gegenzug gab es einen Zwei-Milliarden-Dollar-Kredit.

JUTTA LIETSCH