wortwechsel
: „In Trauer und Entsetzen über diese ‚Normalität‘“

Die Proteste in den USA nach der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd fordern ein Ende des systematischen Rassismus der Polizei. LeserInnen unterstützen – in Deutschland

Protestsymbol: die Stars and Stripes – falsch herum Foto: Wong Maye-E/ap

„Polizeigewalt in den USA: Die Tage von Minneapolis“, taz vom 29. 5. 20

Das war kein Versehen

Sorry, wenn ich korrigieren muss: Wäre es der Nacken gewesen, dann würde George Floyd noch leben. Es gibt wirklich eine nicht tödliche Technik, um eine Person auf diese Art zu fixieren. Auf den Bildern ist allerdings eindeutig zu erkennen, dass der Beamte sein Bein auf die Kehle von Herrn Floyd drückt und nicht auf den Nacken. Und da dieser Beamte einiges an Diensterfahrung hatte, gehe ich nicht davon aus, dass es sich hier um ein Versehen gehandelt hat. Daher kann man diesen Polizisten sehr wohl wegen Mordes belangen. Und seine Kollegen wegen Beihilfe oder unterlassener Hilfeleistung.

Thorsten Müller, Berlin

Es war Mord

Das ist keine Technik zur Fixierung. Auf diese Art tötet man einen Menschen. So etwas machen nur Soldaten, die einen feindlichen Kombattanten überwältigt haben und wissen, dass weitere Mitstreiter da sind. Der Vorteil dabei ist, dass man weiterhin mit seinem Gewehr die Umgebung sichern kann. Einem Soldaten ist es auch egal, ob ein Gegner lebt oder stirbt. Er befindet sich im Krieg. Ein Polizist verstößt hier massiv gegen jegliche Regeln, wenn er einen Gefangenen auf diese Art absichert. Dem Beamten war es also scheißegal, ob Floyd überlebt oder stirbt. Es ist sowieso fragwürdig, wie diese ganze Situation entstanden ist. Warum musste Floyd neben den Polizeiwagen auf den Boden gelegt und dermaßen „abgesichert“ werden, wenn er doch schon ohne Widerstand zu leisten mitgekommen ist?

Hugo Egon Marder, Berlin

Touch one – touch all!

Wir sind in tiefer Trauer und Entsetzen über diese „Normalität“. Polizeigewalt, Alltagsrassismus, White Supremacy, Antischwarzsein – das ist auch in Deutschland gewaltvolle Realität. Im Gedenken an George Floyd: Touch one – touch all! Was einem/einer getan wird, wird allen* angetan: „Wenn ich in der europäischen Technik den Menschen suche, stoße ich auf eine Negation des Menschen, auf eine Lawine von Morden.“ (Frantz Fanon)

Marita Blessing, Delmenhorst

Schützt Demonstranten!

Gerade jetzt und gerade in den USA droht Gefahr von bewaffneten Rechten und von gewalttätigen Polizist*innen. Ihr als linke Presse habt eine Verantwortung für die Sicherheit der Menschen, die für aller Recht kämpfen. Kein schönes Foto der Welt ist es wert, das Leben von Aktivist*innen zu gefährden. Sophia Kok, Bremen

„Beim Polizeieinsatz das Leben ausgehaucht“, taz vom 28. 5. 20

Respekt- und pietätlos

„Das Leben ausgehaucht“?! Die Überschrift unter der über die Ermordung von George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis berichtet wird, ist nicht nur völlig unpassend und entsetzlich, sondern vor allem respekt- und pietätlos. Schließlich ist das Opfer keines natürlichen Todes gestorben, hat also nicht, wie es zynisch verharmlosend und in Verkehrung des Sprachbildes heißt, „das Leben ausgehaucht“, sondern wurde erstickt, indem es gewaltsam am Atmen gehindert wurde. Ich frage mich, warum solche Effekthascherei an unpassender Stelle in den Druck findet, und denke, dass eine entschuldigende Erklärung angezeigt wäre. Wolfgang Nierlin, Heidelberg

Ich bin fassungslos

Die brutale Ermordung Georg Floyds so zu betiteln, ist absolut unerträglich! Ich bin fassungslos. Michael Weber, Esslingen

Der Lügenbaron

„Polizeibrutalität“ sagen die einen, „Mord in Polizeiuniform“ sagen die anderen. Richtigerweise muss man/frau feststellen, dass Schwarz ein Todesurteil sein kann. Das allein sagt sehr viel über Donald Trumps Sekte namens Republikaner aus. „Geben ist seliger denn nehmen“, besagt ein Bibelspruch. Doch US-Präsident Donald Trump nimmt nur, ob nun als Privat- oder Geschäftsmann. Seine persönlichen „Fake-News“ stehen bei ihm im Vordergrund – nicht Tatsachen oder zeitgeschichtliche Historien. Die US-Wähler/innen werden erkennen können – zumindest die entscheidenden Wechselwähler! – was für ein „Lügen-Baron von Washington“ er ist.

Klaus Jürgen Lewin, Bremen

Donald „Bull“ Trump

Nun droht US-Präsident Donald Trump mit einem Militäreinsatz gegen die Demonstranten. Trump schlüpft damit in die Rolle von Eugene „Bull“ Connor (1897–1973), der während der sogenannten Birmingham-Kampagne der Southern Christian Leadership Conference um Martin Luther King (1929–68) im Jahr 1963 die Aufhebung der Rassentrennung ablehnte und den farbigen Bürgern die Bürgerrechte verweigerte, um schließlich mit aller Gewalt und Härte gegen die Bürgerrechtler vorzugehen.

Roland Klose, Bad Fredeburg

Auch hier in Berlin!

Sehr geehrte Redaktion, vor circa zwei Wochen habe ich einen nicht unähnlichen Vorfall erlebt. Schlesische Straße zwischen Tabor- und Falkensteinstraße circa 18 Uhr: Ein Polizist kniet auf dem Hals eines auf dem Boden liegenden Farbigen, der entsetzliche Laute von sich gibt. Eine Polizistin steht daneben, zwei Polizeifahrzeuge brausen mit Blaulicht an. Leider hat mir die Zivilcourage gefehlt, hier einzugreifen; Smartphone oder Kamera hatte ich leider nicht dabei. Nicht zuletzt habe ich nicht eingegriffen, da mir nicht klar gewesen ist, ob dieses „Auf-dem-Hals-Knien“ verboten ist oder als verhältnismäßig gewertet wird. Zudem ist mir auch nicht klar, ob ich eine solche Situation filmen/fotografieren darf oder ob die Polizei dann die Herausgabe verlangen kann. Könntet ihr nicht einen Ratgeber für solche Fälle publizieren? Name ist der Redaktion bekannt