heute in hamburg
: “Die Krise überleben“

Demo der Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste und Ver.di Hamburg für bessere Arbeitsbedingungen am Flughafen: heute um 16.30 Uhr, Gänsemarkt

Interview Michelle Bauermeister

Frau Frieß, warum demonstrieren Sie heute auf dem Gänsemarkt?

Sieglinde Frieß: Der Hintergrund ist, dass der Flughafen in der Vergangenheit eigentlich immer ganz gut da stand. Aber dann wurde entschieden, Aufgaben zu splitten und viele Tochtergesellschaften wurden gegründet. Das führte dazu, dass die Infrastruktur des Flughafens zersplittert ist. Jeder Betrieb ist für sich selber verantwortlich. Damit wurden natürlich unheimlich viel Unterschiede produziert, was auch die Beschäftigten betrifft. Wir haben den Flughafen, der bis zur Coronakrise gut gesättigt war. Und wir haben Betriebe, die es schon so nicht mehr geschafft haben, mit ihren Einnahmen Personal und Kosten zu bezahlen. Und deswegen gehen wir auf die Straße, weil wir sagen: Es ist wichtig, dass der Flughafen insgesamt gesehen wird. Wenn der Flughafen weiterhin ein Teil der Infrastruktur ist, müssen auch für alle Beschäftigten, auch die der Bodenverkehrsdienste,die die Infrastruktur garantieren, gleiche Bedingungen herrschen.

Wie ist die Situation für die Beschäftigten?

Die Bodenverkehrsdienste erfüllen Aufgaben wie den Koffertransport, Flugzeugreinigung oder Passagierdienste. In allen Bereichen herrscht Kurzarbeit oder andere Aufgaben müssen erfüllt werden. Die Kolleg*innen haben also zum Teil nur 60 Prozent ihres Gehalts, obwohl sie schon sehr wenig verdienen.

Was heißt sehr wenig?

Foto: privat

Siegline Frieß 61, ist stellvertretende Landesbezirksleiterin von Ver.di Hamburg.

Bei dem Betrieb Aviation Handling Services beispielsweise verdienen die Passagierdienstbereiche unter 10 Euro die Stunde. Jetzt haben sie nur noch das Kurzarbeitergeld von 600 Euro. Darüber hinaus gibt es bei den Bodenverkehrsdiensten viele befristet Beschäftigte. Ihnen wurde versprochen, dass sie übernommen werden. Jetzt werden ihnen wieder unsichere Verlängerungen angeboten und wir wollen, dass sie endlich ein Teil der Bodenverkehrsdienste werden. Den Beschäftigten geht es sehr schlecht. Und das müssen sie erleben, obwohl in den letzten Jahren der Flughafen immer Gewinne gemacht hat.

Was sind Ihre Forderungen?

Alles, was im Flughafen passiert, muss in einer Hand sein und bleiben. Alle Tochtergesellschaften und ausgegliederten Bereiche müssen zurückgeführt werden in das Mutterhaus. Das würde bedeuten, dass die Stadt eine Mehrheitsbeteiligung am Flughafen insgesamt hat. Das wäre ein stabileres Verhältnis für den Flughafen und in der Folge bekämen die Kolleg*innen einheitliche Arbeitsbedingungen. Wir haben natürlich auch ein Interesse daran, dass die Infrastruktur vom Flughafen die Krise überlebt. Es soll genügend Unterstützung von der Stadt geben, um die Infrastruktur zu erhalten,damit der Flughafen später auch wieder funktioniert.