Post in der Pandemie

Das Paketaufkommen ist auf Adventsniveau. Und Briefe helfen gegen Einsamkeit

Die Zustellung von Briefen und Paketen wird in der Pandemie als systemrelevanter Beruf eingestuft. „Wir sind für Sie da!“, informiert die Post derzeit klassisch über Flyer im häuslichen Briefkasten, an den wir nun wieder häufiger gehen. Denn wenn Kommunikationswege wegbrechen, werden andere gestärkt. Das zeigen nicht nur die Downloadzahlen von Videochat-Software, sondern auch die Zustellzahlen der Post.

Vor allem Pakete machen Mehrarbeit. Zwar kann die Übergabe nun kontaktlos, also ohne das unerkennbare Gekritzel auf dem Handscanner, stattfinden. Aber die Menge macht es. Derzeit werden in Deutschland jeden Tag acht Millionen Pakete ausgeliefert – das sind so viele wie sonst nur in der Vorweihnachtszeit.

Nun könnten die Onlinebestellungen zurückgehen, denn Anfang dieser Woche wurden in zwölf Bundesländern schrittweise wieder Geschäfte geöffnet. Doch anders als etwa allgemeine Ausgangssperren treffen die Ladenschließungen größtenteils auf Akzeptanz, konstatiert die Mannheimer Corona-Studie, die seit Ende März einen ständig aktualisierten Bericht zur Lage Deutschlands im Ausnahmezustand bietet. Zwei von drei Menschen sind aktuell dafür, was zeigt: Der Großteil weiß um das erhöhte Ansteckungsrisiko. Ob nun die Zeit der großen Einkaufsbummel anschlägt, ist demnach fraglich.

Auch die Deutsche Post rechnet anders – wenn es so weitergeht, unter Umständen sogar mit einem Kollaps des Paketsystems. So argumentiert sie jedenfalls in dieser Woche ihr Vorhaben, Pakete nun auch an Sonntagen zustellen zu wollen. Die Genehmigungen dafür stehen noch aus.

Nach wie vor schätzt laut Mannheimer Corona-Studie nur etwa ein Viertel der Deutschen den wirtschaftlichen Schaden höher ein als den gesellschaftlichen. Und auch wenn die Studie zeigt, dass die Häufigkeit von privaten Kontakten wieder leicht zunimmt – 80 Prozent belassen es bei „einmal die Woche“ bis „gar nicht“. Doch die Sehnsucht steigt.

In diesen Zeiten kann die Post zum Vermittler einer Nähe werden, die physisch kaum noch möglich ist. Selbst Angela Merkel schlug in ihrer TV-Ansprache im März vor, „vielleicht mal wieder einen Brief zu schreiben“. Zwar hat die Post noch keine aktuellen Zahlen zum Briefaufkommen vorgelegt, doch sieht und hört man dieser Tage in den sozialen Medien und weiß es von sich selbst, dass dieser Vorschlag beherzigt wird. Menschen empfangen neben Rechnungen plötzlich wieder Postkarten mit lieben Worten, Schokolade gegen den Kummer oder Puzzle, die derzeit schwer zu bekommen sind. Wenn das nicht systemrelevant ist!

Pia Stendera