Nur ein bisschen Bündnis

Die Parteitagsstrategie funktioniert. Die PDS nominiert Kandidaten der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit auf ihren Listen zur Bundestagswahl. Von einer geeinten Linken ist jedoch weiter nichts zu sehen

bremen taz ■ Bunt soll sie sein. Und offen. Und integrativ. Die Rede ist von der Liste, die die PDS gestern auf einer Mitgliederversammlung zur Bundestagswahl am 18. September aufgestellt hat –und auf der auch KandidatInnen der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) nominiert sind. Die PDS-Mitglieder wählten ihren Vorsitzenden Klaus-Rainer Rupp auf Platz eins, gefolgt von Antonie Brinkmann von der WASG auf Platz zwei. Genau vier Kandidaten der Wahlalternative kommen auf die 16-köpfige Liste, dabei ist noch völlig unklar, ob überhaupt der Spitzenmann in den Bundestag einziehen wird. Rund 35.000 Stimmen könnten Rupp reichen, hat er ausgerechnet – etwa dreimal so viel wie die PDS bei der letzten Bundestagswahl in Bremen erhielt.

Dafür muss ein knalliger Wahlkampf her, für den allerdings weder WASG noch PDS bisher die nötigen Summen beisammen haben. 7.500 Euro fehlen. Doch auch wenn das Geld kommt, wollen die Linken dem Wähler nur ein bisschen suggerieren, dass sie einheitlich auftreten. Die PDS-Mitglieder jedenfalls ändern zwar ihren Namen, in „Linkspartei.PDS“, wollen aber mit großer Mehrheit im Wahlkampf nicht, wie in allen anderen westlichen Bundesländern, auf den Zusatz „PDS“ verzichten. „Das halte ich für einen großen Fehler“, sagt WASG-Mann Axel Troost, der in Bremen ein Direktmandat erringen will. Das schrecke potenzielle Unterstützer ab. In der Bremer PDS versuchten viele, weiter die „reine Lehre“ zu predigen. „Es war nicht immer leicht für die PDS zu streiten, der Name hat integriert. Wir sind nicht die alte SED, wollen aber auch nicht vergessen wo wir herkommen“, reagiert darauf Klaus- Rainer Rupp.

Im Wahlkampf werden die beiden Parteien mit der gemeinsamen Liste mit gemeinsamen Aktionen werben, die WASG wird aber auch eigene Stände aufbauen. Viele PDS-Mitglieder scheint das nicht zu stören. Die Liebe zur eigenen Organisation scheint stärker als der Wille zu einem neuen Linksbündnis. Und nicht wenige in der WASG wollen nicht viel oder manchmal auch gar nichts mit der PDS zu tun haben. „Das sind doch alte SEDler“, sagt ein WASG-Mann, der in der hinteren Reihe sitzt. Mit „bekennenden Marxisten“ wie dem jungen Mann, der sich erfolglos für das Direktmandat in Bremerhaven bewirbt, will auch sein Sitznachbar nichts zu tun haben. Dabei ist der 25-jährige Links-Aktivist sogar Mitglied in der WASG. Die Unterschiede zwischen den Mitgliedern der Organisationen sind mental spürbar, inhaltlich gibt es wenige. „Klar gibt es Differenzen“, sagt WASG-Spitzenfrau Antonie Brinkmann, kann aber dann keine nennen.

Zunächst reichen die Losungen, die die beiden bärtigen Schmiede des Bündnisses, Axel Troost und Klaus-Rainer Rupp, ausgeben. Die Liste wird aufgestellt, gegeneinander kandidieren nur Leute aus der gleichen Partei. Der große Personalstreit, wie es PDS und WASG etwa aus Bayern kennen, bleibt den Bremern erspart. Kein Wunder, dass Troost und Rupp nach dem Parteitag zufrieden sind. „Die WASG ist ein westliches Projekt“, sagt Troost. Wenn einige jetzt meinten, dass sie sich der PDS unterordnen müssten, sei das falsch. „Es ist nur eine kleine Minderheit, die sich von uns abwenden wird“, sagt er. „Der erste Schritt zu einer gemeinsamen Organisation ist praktische Arbeit und Erfahrung“, meint Klaus-Rainer Rupp. Mal sehen, wie viele WASGler er hinter seine Wahlkampfstände bekommt. Kay Müller