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das portraitAchim Schmiemannwill die Welt mit Feuerzeugen retten

Als er zum ersten Mal von dem Vorhaben hörte, hielt Achim Schmiemann es für naiv. Bundesweit Feuerzeuge zu recyceln, schien ihm schlicht unmöglich. Doch der Professor am Institut für Recycling der Ostfalia-Hochschule in Wolfsburg ließ sich überzeugen. Gemeinsam mit der Recyclingfirma LRD will der Forscher nun eine Logistikkette für die Aufbereitung alter Feuerzeuge entwickeln – ähnlich wie bei Batterien.

Schmiemann übernimmt die Forschung zur Zerlegung der Feuerzeuge in verwertbares Restmaterial, LRD liefert den Business-Plan für die Idee. „Wir wollen an vielen Stellen, etwa in Supermärkten, benutzte Feuerzeuge in Boxen sammeln. So bündeln wir in ganz Deutschland eine große Menge, für die sich ein zentrales Recycling lohnt“, sagt der gebürtige Münsterländer. Denn die Wiederverwertung soll nicht nur umweltfreundlich sein, sondern auch Geld einbringen. Die gewonnenen Kunststoffe könne man gut verkaufen, sagt der Institutsleiter. Und mit dem Restgas aus den Feuerzeugen will die Recyclingfirma ihre Halle heizen.

Schmiemann wirbt zunächst bei Drogerieketten und Supermärkten, um erste Sammelboxen aufzustellen. Während der zweijährigen Projektlaufzeit will er ein Verfahren entwickeln, um die Feuerzeuge zu zerlegen und Restgase abzuziehen. „Unser Ziel ist es, 45 Prozent der Feuerzeuge zu recyceln“, sagt der Hochschulprofessor. Ein ambitioniertes Vorhaben, denn nach Hochrechnung des Forschers werden deutschlandweit pro Jahr 160 Millionen Feuerzeuge verkauft. Die Größenordnung verschreckt Schmiemann aber nicht.

Der 62-Jährige hat sich den Umweltschutz zur Lebensaufgabe gemacht. Zum ersten Mal ist er während seiner Doktorarbeit in Maschinenbau mit dem Thema Recycling in Berührung gekommen. „Es war ein Schock, als ich von den großen Plastikinseln in den Meeren erfahren habe“, sagt er. Schmiemann spezialisierte sich immer stärker auf die Wiederverwertung von Kunststoffen, wurde vor 20 Jahren schließlich Institutsleiter für Recycling.

„Ich will junge Menschen für das Thema begeistern“, sagt der Professor, damit auch diese neue Ideen beitragen. So, wie Schmiemann selbst es durch das Recyclen der Feuerzeuge beabsichtigt. „Man muss an vielen Stellen viele kleine Projekte beginnen, um die Welt zu verändern.“ Jacqueline Hadasch

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