heute in bremen
: „Unsere Lehre wird sich verändern“

Foto: Harald Rehling

Thomas Hoffmeister, 61,ist Biologe und Konrektor für Lehre und Studium an der Uni Bremen

Interview Teresa Wolny

taz: Herr Hoffmeister, wie viel Zeit hatten Sie, um ein Onlinesemester zu planen?

Thomas Hoffmeister: Wenig, weil ständig unklar ist, wie es weitergeht. Mit dem Zentrum für Multimedia in der Lehre versuchen wir, Dinge zu entwickeln und Anleitungen für die Lehrenden zu geben, die wiederum selbst Webkonferenzen machen. Da gibt es unheimlich viel Input und ich bin sehr glücklich und stolz, dass gerade alle zusammenstehen und den Laden am Laufen halten.

Wie läuft das ab?

Sowohl für Lehrende als auch für Studierende ist es ein Kaltwasserstart, am wichtigsten ist jetzt die Kommunikation. Lehre kann entweder synchron oder asynchron gestaltet werden. Wenn wir synchron arbeiten, also etwa Sachen live streamen, müssen wir auch die Studierenden im Blick haben, die etwa schlechte Netzanschlüsse haben. In solchen Fällen ist asynchrone Lehre besser, also Materialien und Videos, die heruntergeladen werden können.

Zoom ist datenschutzrechtlich bedenklich – warum hat sich die Uni dafür entschieden?

Ich bin der Meinung, dass man zwischen den Vor- und Nachteilen abwägen muss. Kommissionssitzungen etwa, die sensible Daten beinhalten, werden auf anderen Plattformen gemacht. Allerdings krachen Jitsi oder Big Blue Button, die wir auf eigenen Servern haben, bei großen Seminaren leider zusammen. Wenn alle die Kamera an haben, geht es nicht mehr. Mit Zoom können wir dagegen große Studierendenzahlen betreuen, ohne dass die Server in die Knie gehen.

Welche Schwierigkeiten gibt es sonst bei digitaler Lehre?

Jetzt gilt es, Lehre und Prüfungen zu flexibilisieren und dafür eine Reihe von alten Regelungen außer Kraft zu setzen, etwa die Abgabefristen zu verlängern. Das Problem der Präsenzprüfungen haben wir noch nicht gelöst, deswegen ist es meiner Ansicht nach auch sehr wichtig, dass dieses Semester auf keinen Fall für die Regelstudienzeit oder für Bafög angerechnet wird. Trotzdem ist es wichtig, dass weiterhin die Möglichkeit besteht, Kreditpunkte zu sammeln. Wir werden Alternativen brauchen, etwa Portfolio-Prüfungen, bei denen man nach und nach Aufgaben einreicht, statt eine Abschlussprüfung zu schreiben.

Also eine weniger verschulte Uni?

Wir haben jetzt drei Tage digitale Lehre hinter uns und das Feedback ist überwiegend positiv. Ich habe festgestellt, dass die Studierenden viel besser vorbereitet sind als sonst. Da wir aber weiterhin eine Präsenzuni bleiben wollen, werden wir nach der Krise sicher ein Stück hinter das, was gerade passiert, zurückfallen. Wir müssen dann schauen, wie der persönliche Kontakt in den Präsenzzeiten möglichst gut gestaltet wird und welche Inhalte weiter sinnvoll digital bleiben. Unsere Lehre wird sich verändern, das ist sicher.