„Wer zu spät kommt, ...“

CHRONIK Im Oktober 1989 wird die DDR 40, Gorbi gefeiert und Erich Honecker gestürzt

1. Oktober 1989, Ostberlin: Mitglieder des Neuen Forums legen Beschwerde beim Innenminister gegen die Nichtzulassung als Vereinigung ein.

2. Oktober, Peking: Am 40. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China nimmt Egon Krenz für das SED-Politbüro teil und weckt Befürchtungen, dass auch die SED bereit sein könnte, Demonstrationen gewaltsam niederzuschlagen.

3. Oktober, Ostberlin: Die DDR schließt faktisch ihre Grenzen, indem sie auch den visafreien Reiseverkehr aussetzt.

4. Oktober, Prag/Dresden: 7.000 DDR-Bürger in der Prager Botschaft dürfen in Sonderzügen nach Bayern ausreisen. Am Dresdener Hauptbahnhof kommt es zur Straßenschlacht zwischen Polizei und tausenden von Demonstranten, die auf die Züge aufspringen wollen.

6./7. Oktober, Ostberlin: Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR in Anwesenheit von Führen des Ostblocks und Michail Gorbatschow, der mit „Gorbi, hilf uns“-Rufen begrüßt wird. Aus Gorbis Satz „Wenn wir zurückbleiben, bestraft uns das Leben sofort“, macht sein Pressesprecher Gerassimow den Ausspruch: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“ Zeitgleich wird die „Ost-SPD“ SDP gegründet.

7./8. Oktober, Ostberlin: Jugendliche demonstrieren vor dem Palast der Republik, dabei kommt es zu brutalen Übergriffen der Volkspolizei und Massenfestnahmen, die bis in den Morgen hinein dauern.

11. Oktober, Ostberlin: Nach einer Krisensitzung erklärt das SED-Politbüro die Bereitschaft der Partei zu einem Dialog mit der Bevölkerung. Das Politbüro gesteht ein, dass Ursachen für die Fluchtbewegung auch in der DDR selbst zu suchen seien.

16. Oktober, Leipzig: Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren in Leipzig. Sie fordern die Zulassung des Neuen Forums, freie Wahlen, Reise-, Presse- und Meinungsfreiheit.

18. Oktober, Ostberlin: Sturz Erich Honeckers. Egon Krenz wird neuer SED-Generalsekretär. Krenz: „Wir lassen uns von der festen Überzeugung leiten, dass alle Probleme in unserer Gesellschaft politisch lösbar sind.“

21. Oktober, Ostberlin: Stasi-Chef Mielke will hart gegen die „antisozialistische Sammlungsbewegungen“ durchgreifen, räumt aber ein, dass alle „Maßnahmen des MfS sich in die Generallinie, in die Beschlüsse des Zentralkomitees und seines Politbüros einzuordnen haben“.

23. Oktober, DDR/Bonn: 300.000 Menschen demonstrieren in Leipzig, zehntausende in Magdeburg, Dresden, Schwerin, Zwickau, Halle, Stralsund und Berlin. Die Verhängung des Ausnahmezustands wird von führenden SED-Funktionären nicht länger ausgeschlossen.

27. Oktober, Ostberlin: Der DDR-Staatsrat verkündet eine Amnestie für alle Flüchtlinge und Demonstrationsteilnehmer und die Aufhebung der visafreien Reisebeschränkungen.

31. Oktober, Washington/Moskau: Die USA und die Sowjetunion vereinbaren Gipfeltreffen auf Malta. ROLA