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Dem Flaneur zu schwör

Spaziergangforscher bloß zurück aufs Sofa!

O Tempotaschentücher, o mores, wie schon der alte Lateiner wusste. Man kann es ja kaum noch hören, dieses Bitte, das Beste aus den Umständen zu machen, diesen überall forcierten Aufruf zur nationalen Stubenhockerei. Schön, wenn dann wenigstens die Wissenschaft nach neuen Auswegen forscht – und wenn schon nicht nach Impfstoffen, so doch wenigstens nach neuen Betätigungen: Spazierengehen! Das ist das neue Ding! Mittlerweile hat es sich herumgesprochen: Frische Luft plus Abstand gleich mehr Gesundheit für alle! Findet jedenfalls der Leipziger „Spaziergangforscher“ Bertram Weisshaar. Auch ein Weg ins Gewerbegebiet könne interessant sein, sagte er dem Tagesspiegel am Montag. Und redete von acht- bis zehntausend Schritten täglich, die man bewältigen solle. Wenn da nicht wieder eine App dahintersteckt! Schritte zählen, pah. Gesund geht die Welt zugrunde! Neoliberaler Schnickschnack! Da loben wir doch die Para- und die Pataphysik und das Institut für Müßiggang, das sich zufälligerweise in unseren eigenen vier Wänden eingerichtet hat. Internationale Sofaforschung! Mit weltbewegenden Fragen wie: In wie viel Stellungen kann man auf engem Raum liegen? Sind Katzen Liegeparasiten? Und wie vermehren sich Chips und Münzen, die in Ritzen nisten?

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