US-Truppen sollen Usbekistan verlassen

Usbekistans Regierung fordert die USA dazu auf, ihre Militärbasis Khanabad innerhalb von sechs Monaten zu räumen. Hintergrund ist der Konflikt zwischen Washington und Taschkent über das Massaker in Andischan vom vergangenen Mai

VON MARCUS BENSMANN

Usbekistan hat die USA aufgefordert, innerhalb von sechs Monaten ihre Truppen von der Militärbasis in Karschi (Khanabad) abzuziehen. Die Washington Post berichtet in der Samstagausgabe, dass eine entsprechende Note des usbekischen Außenministeriums der US-Botschaft in Taschkent zugegangen sei. Diese Entscheidung, so die Washington Post weiter, könnte die USA in anfängliche logistische Schwierigkeiten bei den Operationen in Afghanistan bringen. Bisher gibt es keine offizielle Reaktion Taschkents, die US-Regierung bestätigte aber den Eingang der Note.

Wenige Stunden vor der Überstellung der Note hatte das UN-Flüchtlingswerk 439 usbekische Flüchtlinge aus Kirgisien nach Rumänien evakuiert. Dabei hatten die USA eine Schlüsselrolle gespielt und eindeutig Stellung gegen Usbekistans Regierung bezogen, die die Überstellung der Flüchtlinge verlangt hatte.

Anfang letzter Woche hatte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Kirgisien und Tadschikistan besucht und die Zusage von der kirgisischen Regierung erwirkt, den Luftwaffenstützpunkt am Flughafen Manas bis auf Weiteres nutzen zu können. Von der tadschikischen Regierung hat Rumsfeld ebenfalls eine Kooperationszusicherung erhalten, obwohl die USA in Tadschikistan noch keine Basis eingerichtet haben.

Die ultimative Aufforderung Taschkents an die USA die Militärbasis in Khanabad, auch K2 genannt, zu räumen, ist der vorläufige Höhepunkt in dem usbekisch-amerikanischen Konflikt über die Bewertung der Niederschlagung des Volksaufstands in der usbekischen Stadt Andischan am 13 Mai. Usbekische Truppen hatten das Feuer auf mehrere tausend Menschen eröffnet. Human Rights Watch berichtete von über 800 Toten. Taschkent leugnet das Massaker und spricht von der Niederschlagung eines von Islamisten und Terroristen unternommen Umsturzversuchs.

Die USA hatten daraufhin mit der EU die Einsetzung einer internationalen Untersuchungskommission gefordert, der sich der usbekische Präsident Islam Karimow widersetzt. Nach dem Massaker von Andischan forderten Senatoren und Kongressmänner eine deutliche Kurskorrektur in der usbekisch-amerikanischen Zusammenarbeit. Seit 2001 unterhalten die USA in dem zentralasiatischem Staat eine Militärbasis, und trotz massiver Menschenrechtsverletzungen galt Taschkent bis zum Massaker von Andischan als treuer Verbündeter im Kampf gegen den internationalen Terrorismus.

Sollten die USA Usbekistan verlassen, verbleibt der Stützpunkt der Bundeswehr in Termez als einzige Basis in dem zentralasiatischen Staat nach dem Massaker von Andischan.

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