„Der Duft des Lebens“

KRÄUTERWEIHE An Mariä Himmelfahrt lassen gläubige Katholiken ihre Kräuterbüschel segnen

■ 38, ist seit Dezember Kaplan in der Propsteigemeinde St. Johann, hält die erste Kräutersegnung in Bremen

taz: Herr Bergel, wie kommt man von der Aufnahme Mariens in den Himmel auf die Kräuter?

Alexander Bergel: Jetzt im Sommer sind viele Früchte reif, Blumen blühen, Kräuter wachsen, es ist Erntezeit. Und in dieser Erntezeit wird dieses Fest gefeiert, eine Art Ostern mitten im Sommer. Maria ist gestorben, aber lebt ganz bei Gott. Wenn wir an diesem Tag Kräuter und Blumen in die Kirche bringen und segnen, machen wir zum Einen deutlich: Die Welt ist schön und gut. Und zum Anderen bringen wir das, was wir sehen und riechen können, mit der Botschaft der Auferstehung zusammen.

Also muss man den Mythos von den Kräutern und Rosen in Marias leerem Grab gar nicht so wörtlich nehmen?

Diese Legende ist einfach ein bildhafter Versuch, zu erklären, was da passiert ist. Natürlich ist Maria gestorben und ihr Leichnam lag da. Wenn man dieses Bild des Duftenden damit in Verbindung bringt, ist es ein schönes Zeichen dafür, dass der Gestank des Todes nicht so stark ist wie der Duft des Lebens.

Gibt es irgendwelche Vorgaben, wie der Kräuterbund aussehen muss?

Es gibt schon Richtlinien, was da reingehört, das hat sich im Lauf der Jahrhunderte entwickelt. Wir sehen das aber sehr viel lockerer und sagen: Alles, was an Blumen und Kräutern im Augenblick wächst, kann zu einem Zeichen werden für die Wirklichkeit, die von Gott kommt. Wir waren gestern schon unterwegs und haben Kräuter und Blumen geschnitten. Wer aber noch selbst etwas mitbringen möchte, kann das gerne tun.

Und nach der Messe? Früher wurden die Kräuter ja den Tieren ins Futter gemischt.

Das mit dem Futter ist tiefstes Mittelalter. Als aufgeklärter Christ muss ich sagen: Das geht in eine falsche Richtung. Aber wenn man die Sträuße getrocknet aufhängt oder in eine Vase stellt, können sie noch das ganze Jahr an dieses Fest erinnern. Maria lebt bei Gott – und uns blüht das auch! INTERVIEW: NAG

18 Uhr, St. Johann, Schnoor