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Statt Wandern:
mit Theo an den Topf

Berliner, denen Brandenburg gerade unerreichbar erscheint, können sich das Umland erkochen

Die Osterfeiertage wären ein guter Anlass, mal wieder raus ins Grüne zu fahren. Die Betonung liegt auf „wären“. Wir kommen kaum noch vor die Tür. Von Brandenburg können die Berliner zurzeit zwar nur träumen, aber zumindest lesen: „Theodor Fontane ist durch Brandenburg gewandert, mit dem Schiff durch die Seen und Kanäle gefahren, hat Kirchen und Klöster besucht, Schlösser und Katen, und wenn er beschreibt, was er bei diesen Wanderfahrten gegessen hat, so malt er Bilder, die alle Sinne ansprechen“, schreibt Sybil Gräfin Schönfeldt aus persönlicher Erfahrung.

Wer es nicht bei der Lektüre von Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ belassen möchte, kann zum literarischen Kochbuch der Germanistin und Kunsthistorikerin greifen: „Bei Fontane zu Tisch“ verbindet Zitate aus den Romanen und Briefen des Schriftstellers mit dessen Erinnerungen zu den Speisen seiner Zeit: Diner in den „Herbst- und Ebereschentagen“ beim alten Stechlin, Krebsessen bei Professor Schmidt in der Adlerstraße, Kaffee und Kuchen bei der Witwe Pittelkow, Schokolade für Nachtschwärmer und ein gewisses Picknick am Ostseestrand … Die narrativen Exkursionen sind garniert mit Original-Rezepten wie Kerbelsuppe, Spickgans und Teltower Rübchen, Krammetsvögel, Mohnpielen, Creme Panché, Pfeffernüsse.

Der kulinarisch-historische Tellerrand Brandenburgs ging übrigens weit über die Region hinaus. So waren etwa die Würstchen zur klassischen Berliner Kartoffelsuppe eine französische Erfindung. (lk)

Sybil Gräfin Schönfeldt: „Bei Fontane zu Tisch“. Verlag ebersbach & simon, 2019. Halbleinen, fadengeheftet, 144 Seiten, 18 Euro