TAZ ÜBER VERLAG UND NAZI-ZEIT
: Luchterhand will Vorwürfe aufarbeiten

MÜNCHEN | Der Luchterhand Literaturverlag will nach dem Vorwurf der Bereicherung in der Nazi-Zeit seine Vergangenheit wissenschaftlich aufarbeiten. „Wir werden uns in den kommenden Wochen darum bemühen, geeignete Wissenschaftler für eine unabhängige Aufarbeitung der Verlagsgeschichte zu gewinnen“, teilte der Verlag gestern in München mit. Es gehe um eine fundierte Forschungsarbeit, die alle Quellen berücksichtigen solle.

Wie die taz unter Berufung auf Akten aus dem Berliner Landesarchiv berichtete hatte (sonntaz vom 11. 8.), hat der Verlag in seinen Gründungsjahren von der Unterdrückungspolitik der Nazis profitiert. 1939 kaufte sich der Luchterhand Verlag zu einem äußerst günstigen Preis in die Druckerei von Otto Heinrich Scholz ein, der von den Nationalsozialisten drangsaliert wurde.

Luchterhand sei „sehr daran gelegen, die, folgt man den taz-Recherchen, bestürzenden und beschämenden Vorgänge in der NS-Zeit rückhaltlos aufzuklären“, teilte der Verlag weiter mit. In dem Verlag veröffentlichten nach dem Krieg Autoren wie Alexander Solschenizyn, Christa Wolf oder Jurek Becker. (dpa, taz)