corona in hamburg
: „Nicht alle können duschen“

Duschmöglichkeiten für obdachlose Menschen gibt es ab heute montags, mittwochs und samstags von 10 bis 14 Uhr im St. Pauli-Bad, Budapester Straße 21

Interview Nathalie Haut

taz: Frau Engels, wie hat sich die Situation der Obdachlosen durch die Coronakrise verändert?

Mareike Engels: Obdachlose haben häufig Vorerkrankungen, sie gehören also zur Risikogruppe. Momentan gilt die Ansage: „stay at home“, aber wenn man kein Zuhause hat, wirft das viele Fragen und Probleme auf. Die Hilfsangebote sind in den letzten Wochen aufgrund der Coronakrise dramatisch zusammengeschrumpft. Die Sozialbehörde und die Träger haben jetzt reagiert und es ist zu einer Verbesserung der Situation gekommen. Langsam laufen die Unterstützungsmaßnahmen wieder an.

Welche konkreten Möglichkeiten haben Obdachlose derzeit?

Zum Beispiel sind die Essensausgaben wieder angelaufen unter anderem in der Tagesaufenthaltsstätte Bundesstraße und im Cafée mit Herz. Auch die Alimaus macht wieder ein Angebot und heute startet die Duschmöglichkeit im St. Pauli-Bad.

Welche Duschmöglichkeiten gibt es noch?

Foto: Henning Angerer

Mareike Engels, 31, ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion.

Bei den bestehenden Übernachtungsstätten, die auch noch einmal ausgebaut und verlängert wurden, gibt es Duschmöglichkeiten für alle, die dort übernachten. Außerdem gibt es einzelne Tagesaufenthaltsstätten, die unter verschärften hygienischen Bedingungen auch wieder Duschmöglichkeiten anbieten, nachdem dies in den letzten Wochen nicht möglich gewesen war. Allerdings ist aufgrund der hygienischen Vorgaben gerade nicht gewährleistet, allen Bedürftigen die Möglichkeit zum Duschen zu geben, wie es unter normalen Umständen der Fall wäre.

Muss das St. Pauli- Bad bestimmte Auflagen erfüllen, um seine Duschen für Obdachlose zur Verfügung stellen zu dürfen?

Natürlich. Deswegen hat es auch gedauert, dieses Angebot an den Start zu bringen. Es musste ein genaues Konzept her, das unter anderem berücksichtigt, die Infektionsgefahr möglichst gering zu halten, dass sich nicht zu viele Menschen auf einmal einfinden oder die Säuberung ordentlich funktioniert. Da kooperiert Bäderland mit GoBanyo, die ja eigentlich den Duschbus betreiben, der aus hygienischen Gründen auch eingestellt werden musste. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von GoBanyo haben Zugang zu den obdachlosen Menschen und Erfahrung mit der Zielgruppe.