corona in hamburg
: „Stadtführung für die, die zu Hause bleiben“

Hamburg virtuell besuchen kann man auf der Webseite elenathetourguide.wordpress.com

Interview Juliane Preiß

taz: Frau Ochoa Lamiño, wie kam Ihnen die Idee der virtuellen Stadtführung?

Elena Ochoa Lamiňo: Die Idee ist aus der Not heraus entstanden, da mir die Einnahmen aus den Stadtführungen fehlen. Ich habe mich ein bisschen inspirieren lassen von anderen, die das Internet als Plattform nutzen, Musiker, Künstler. Ich dachte mir: Wieso nicht eine Stadtführung durch Hamburg für die Leute, die zu Hause bleiben müssen?

Wie haben Sie das umgesetzt?

Ich habe mir eine Website gebastelt und Videos von Orten hochgeladen, die ich auch auf der Stadtführung ablaufe. Natürlich mit der Hoffnung, dass ein paar Leute ein bisschen Trinkgeld geben, wie das bei den Touren üblich ist. Das funktioniert über einen Button, wo man eine kleine Spende zahlen kann.

Arbeiten Sie noch an anderen virtuellen Touren?

Momentan sitze ich gerade an einem Video über den Jungfernstieg. Die Leute können mir aber auch schreiben, wo ich hingehen soll.

Welche Nachteile haben virtuelle Stadtführungen?

Eine richtige Stadtführung lebt von der Interaktion mit den Besuchern. Man sieht die Gesichter, die Reaktionen, man kann also selber spontan reagieren. Um wenigstens so ein bisschen Interaktion reinzubringen, motiviere ich die Leute, mir online Fragen zu stellen. Aber Online-Stadtführungen können auch viele positive Möglichkeiten bieten.

Foto: privat

Elena Ochoa Lamiño, 38, ist freiberufliche Journalistin und arbeitet seit fünf Monaten als Stadtführerin in Hamburg.

Welche?

Bei den normalen Touren werden meistens die Hauptattraktionen in der Innenstadt abgeklappert. Die virtuellen Führungen können aber auch Stadtteilen eine Chance geben, die sonst nie auf die Liste der großen Anbieter kommen würden und in die sich sonst kein Tourist verirrt. Zum Beispiel Jenfeld, Poppenbüttel oder auch Harburg. Ich bin in Billstedt aufgewachsen, und auch wenn das erst mal niemand glaubt, da gibt es einiges zu erzählen.

Sie haben auch Kontakt zu anderen Kollegen. Wie geht es denen?

Viele Kollegen machen Stadtführungen als Nebenjob neben Schauspielerei, Studium, Kunst. Ein Bekannter ist hauptberuflich Stadtführer in Hamburg, der hat im Moment überhaupt keine Einnahmen. Gerade jetzt im April fängt ja die Saison eigentlich richtig an, jetzt kommen normalerweise die Touristen.