meinungsstark
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Gesundheit first

„Einreisestopp für Erntehelfer“, taz vom 25. 3. 20

Horst Seehofer hat verfügt, dass keine ErntehelferInnen mehr einreisen dürfen. Begründet wird es mit der Gefahr der Einschleppung des Coronavirus. Das gilt wohl nicht für die PflegerInnen, die mit denen sehr eng arbeiten, die wir eigentlich schützen wollen, die Alten und Kranken. Steht das nicht in einer Diskrepanz zu einander bei der Gefahrenabwehr? Ist das Ganze nicht ein Verstoß gegen EU-Recht, wo doch gerade auf die Zusammenarbeit innerhalb der EU gedrängt wird?

Ingo Fey, Fürth

Finger weg vom Profit!

„Ein Land geht auf Abstand“,

taz vom 13. 3. 20

Die verordnete räumliche Distanzierung im öffentlichen Leben ist ohne Frage richtig. Aber kein Wort verlieren die verantwortlichen Politiker aller Couleur darüber, dass in den Konzernbetrieben eben nicht nur lebenswichtige Waren produziert werden. Solange die Lieferketten halten, sollen die ArbeiterInnen sich doch anstecken und ihre Familien gleich mit. Hauptsache, der heilige Profit wird nicht angerührt! Es wird Zeit, dass die Produktion nicht lebenswichtiger Waren eingestellt wird; bei Fortzahlung der Löhne!

Steffen Derner, Schwentinental

Spielmacher

„Ende der deutschen Regeln“, taz vom 25. 3. 20

Es spricht wenig für ein Ende der deutschen Spielregeln in Brüssel. In den letzten Jahren sind viele einflussreiche ökonomische Posten mit Kandidaten aus Berlin besetzt worden. Auch geht die fehlende europäische Solidarität innerhalb der Bundesregierung deutlich über den bisherigen sogenannten Stabilisierungs- und Wachstumspakt für die Eurozone hinaus, was sich jüngst gegenüber Italien gezeigt hat, das mit seinen viel dramatischeren Folgen der Corona-Krise komplett allein gelassen wurde. Es hilft hier nur ein radikales Umdenken, wozu vor allem zählen sollte, dass sich Deutschland nicht mehr weiter egoistisch gegen einen gemeinsamen europäischen Rettungs- und Wiederaufbaufonds sperrt, da ansonsten die EU wieder einmal gewaltig an Legitimität verliert!

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Gesetze des Markts

„Der ganz große Resetknopf“,

taz vom 26. 3. 20

In Extremsituationen zeigt sich das fragile Fundament, auf dem die Gesellschaft gebaut ist, besonders deutlich: Die vom Konsum abhängige, kapitalistische Marktwirtschaft. Ein System, zum Vorteil von wenigen, ertragen von einigen und zum Leiden von vielen. Auch zeigt sich die Dominanz des Leistungsprinzips gegenüber allen anderen für das gesellschaftliche Zusammenleben elementaren Fähigkeiten. Die eindimensionale Kategorisierung von Menschen ist überall präsent und führt dazu, wie unterschiedliche Berufsgruppen bewertet werden. Paradoxerweise wird seit Kurzem täglich dankbar für die Krankenpleger*innen applaudiert, die seit Jahrzehnten mit Zustimmung der Mehrheitsgesellschaft ausgebeutet werden.

Lukas Ziegler, Würzburg