Krawalle zur IWF-Tagung in Istanbul

TÜRKEI Demonstranten versuchen vergeblich, auf das Tagungsgelände vorzudringen. Polizei nimmt etwa hundert Menschen fest. Weltbankchef warnt angesichts der Wirtschaftskrise vor wachsender Armut

ISTANBUL taz/ap | Am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Istanbul ist es am Dienstag zu schweren Ausschreitungen gekommen. Am Rande starb offenbar ein unbeteiligter Passant.

Eine Demonstration, zu der etliche Gewerkschaften aufgerufen hatten, endete in einer Auseinandersetzung mit der Polizei. Während zu Beginn der Tagung in der letzten Woche friedliche Aktionen dominierten, setze sich dieses Mal eine Gruppe Anarchisten an die Spitze der Bewegung und versuchte mit Steinen und Molotowcocktails das Tagungszentrum zu erreichen. Die Polizisten errichteten Barrikaden, um zu verhindern, dass die Demonstranten zum Konferenzzentrum vordringen.

Maskierte schlugen die Scheiben einer McDonald’s-Filiale und mehrerer Banken ein, Autos wurden beschädigt. Die Polizei schritt hart ein und setzte den zentralen Istanbuler Taksim-Platz unter Tränengasnebel. Rund 100 Personen wurden nach Polizeiangaben festgenommen. Hunderte Demonstranten zogen durch die Haupteinkaufsstraße unweit des Tagungsortes. Am Rande soll nach unbestätigten Angaben ein Passant ums Leben gekommen sein. Ishak Kalvo habe eine Herzattacke erlitten. Sein Transport ins Krankenhaus soll aufgrund der Absperrungen zu spät erfolgt sein.

Zur Aufheizung des Klimas dürfte geführt haben, dass am Montag ein Attentäter in das Büro des Chefs des Gewerkschaftsdachverbandes DISK eingedrungen war und den wichtigsten Gewerkschafter des Landes, Süleyman Celebi, durch Schüsse in die Beine schwer verletzt hatte. Der Täter wurde festgenommen, sein Motiv ist noch unklar.

Angesichts der weltweiten Finanzkrise verlangte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn mehr Macht. In einer Zeit großer und schneller Kapitalströme, die alle Teile der Erde betreffen könnten, brauche der IWF ein erweitertes Mandat, sagte er.

Weltbankpräsident Robert Zoellick warnte, dass bis zum Ende kommenden Jahres 90 Millionen Menschen zusätzlich in die Armut abgleiten könnten. JG

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