wortwechsel
: Menschen sind keine Naturkatastrophe!

„Flüchtlingsströme“, „Flüchtlingswellen“, „Flüchtlingsanstürme“ sind schlimme Wörter, wenn über Flüchtende berichtet wird

Eine Frau überquert die türkisch-griechische Grenze mit einem Kleinkind Foto: reuters

Ein warmer Platz

„Geflüchtete sind keine Naturkatastrophe“,

taz vom 9. 3. 20

Mir geht das Leid all dieser Menschen sehr ans Herz! Allein schon das Substantiv: FLÜCHTLING! Damit ordnen wir die betroffenen Menschen in unseren Köpfen einer Kategorie zu, entmenschlichen sie damit! Schon wird das schlechte Gewissen etwas leichter, entfernt uns ein Stück weit von dieser grausamen Realität! Dieser Not, dem Horror, dem diese Menschen ent­gehen wollen, um erneut auf die selbe Kälte und Grausamkeit zu stoßen, die Europa ihnen nun bereitet.

Es sind Menschen in Not, denen wir helfen müssen! Binnen-Europa sieht seit Jahrzehnten völlig teilnahmslos den Mittelmeeranrainern zu, wie sie versuchen, damit umzugehen, dass Menschen in ihrer Not versuchen, einen sicheren Hafen zu erreichen. Wäre es nicht schon damals angezeigt gewesen, die vielbeschworene europäische Gemeinschaft auch gemeinschaftlich zu führen und zu helfen?

Sylvia Eller, München

Brutales Spiel

„Koalitionäre setzen auf „Koalition der Willigen““,

taz vom 10. 3. 20

Griechenland, ein bestes Beispiel dafür, was in und von einer westlichen Wertegemeinschaft mit einem Volk gemacht werden kann, wie es gedemütigt, diffamiert, in jeder Not und Elend, in selbst unverschuldeten Katastrophen allein gelassen werden kann. Auf dem Rücken von Schutz- und Hilfesuchenden Menschen, die Krise genannt werden, wird ein menschenverachtendes, politisches Spiel betrieben, wird gefeilscht um Milliarden und Menschen. Welches Maß an Gleichgültigkeit, Desinteresse und Abgestumpftheit hat große Teile unserer Bevölkerung bereits wieder ergriffen, um blind und gefühllos das Treiben der Politik teilnahmslos als unveränderlich zu sehen? Wo uns nichtigste Ungerechtigkeiten in hellste Aufregung zu treiben vermögen, da interessiert uns sichtbar schrecklichstes Schicksal tausender Menschen, Kinder, Frauen, Alter und Familien bestenfalls mit einem Schulterzucken. Es mit Gutmenschen-Getue abzutun verbietet sich längst. Wo Kommunalpolitiker des Landes selbst vom braunen Sumpf bedroht und Gewalt ausgesetzt sind, dann auch noch humane Bereitschaft erklären müssen, einige der geflüchteten Menschen aufzunehmen, da könnte sich der Zustand dieser Politik, der Regierenden und gesellschaftlichen Verantwortungsträger nicht besser in Werteverachtung demonstrieren.

Roland Winkler, Aue

Hände waschen!

„Die nächste Pandemie kommt mit Sicherheit“, taz vom 5. 7. 17 (sic!)

Die jetzigen Panikmaßnahmen, geschuldet der Unsicherheit über die neue „Grippespielart“, sind bei den unausweichlich massiv steigenden Infektionen nicht mehr durchführbar. Wie wollen Sie 83 Millionen Menschen über viele Monate aus den wirtschaftlichen/gesellschaftlichen Abläufen heraushalten und dabei ein

absolutes Chaos und eine katastrophale Krise in Kauf nehmen?

Die vernünftigen Maßnahmen der Stunde sind: Alle Menschen mit Krankheitssymptomen bleiben zu Hause und müssen vom persönlichen Umfeld/Nachbarschaft versorgt werden (gesellschaftliche Solidarpflicht im Krisenfall).

Hygieneregeln müssen eingehalten und über Sozialkontrolle eingefordert werden. Zu gesunder Ernährung und Lebensweise auffordern.

Siegmund Lawnik, Grafschaft

Viel zu tun für Groko

„Crash ist mehr als ein Corona-Schock“,

taz vom 10. 3. 20

Weltweit stürzten die Börsen ins Uferlose ab, weil diese Pandemie eine Finanz- und Wirtschaftskrise vergleichbar mit dem 11. September 2001 auslösen kann.

Das erinnert stark an den Börsencrash vom 25. Oktober 1929, den sogenannten Schwarzen Freitag, der das Ende der „Goldenen Zwanziger Jahre“ einläutete und in eine „Große Depression“ mit Massenarbeitslosigkeit bis in die 30er Jahre mündete.

Was gedenkt unsere Groko 4.0 gegen die Corona- und Flüchtlingskrise zu unternehmen, zumal neben Lebensmitteln sogar Desinfektionsmittel und Klopapier gehamstert werden und vor unnötigen Reisen ins Krisengebiet NRW, ins Ausland und ausdrücklich vor Großveranstaltungen gewarnt wird? Krisengeschüttelte Unternehmen sollen Finanzhilfen vom Staat bekommen und das Kurzarbeitergeld soll ausgeweitet werden. Für den besonnenen Gesundheitsexperten ist der Coronavirus bereits mit den Impfen gegen Pertussis, Pneumokokken und die asiatische Grippe beherrschbar und für den hysterischen Gesundheitsexperten müssen wir sogar auf einen Corona-Impfstoff bis tief ins Jahr 2021 warten, um die Corona-Krise überhaupt in den Griff bekommen zu können.

Roland Klose, Bad Fredeburg

Ostfrauen

„Zahlen, bitte!“,

taz vom 7. 3. 20

Um Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Frauen ist es noch lange nicht gut bestellt in unserem Land, Eure Frauentaz zum Wochenende und Frauentag ist also mehr als berechtigt! Auch den Einstiegstext fand ich bis zu diesem Satz o. k.: „Erst 1962 durften Ehefrauen in Deutschland ein eigenes Konto eröffnen, erst 1977 ohne Erlaubnis ihres Mannes arbeiten …“

Aha! Ist Euch eigentlich bewusst, dass solche Aussagen die DDR schlicht und einfach ignorieren? Mag sein, dass sie für die Medien nach wie vor nur als Negativbeispiel taugt: unattraktiv grau und eintönig, wirtschaftlich hoffnungslos und allüberall die Stasi. Aber pardon – „Wenn Mutti früh zu Arbeit geht“ (Text eines Kinderlieds von Kurt Schwaen, 1951), so war das schon in den 1950ern etwas ziemlich Alltägliches hier im Osten. Passt zwar nicht ins seit 30 Jahren liebevoll schwarz gemalte DDR-Bild, entspricht nun aber mal der Wahrheit! Auch wenn der sogenannte Arbeiter-und-Bauern-Staat von einer überall praktizierten Gleichberechtigung noch meilenweit entfernt war – ein ganzes Stück weiter als das oben genannte „Deutschland“ war er halt doch.

Jutta Krauß, Eisenach

Achtsamkeit

„Coronafrei: Mehr Schulen schließen“, taz vom 11. 3. 20

Ich trage jetzt, wenn ich rausgehe, weiße, dünne Gummihandschuhe, sogenannte Einmalhandschuhe. Finde ich noch besser als normale Handschuhe, die ich bisher getragen habe, weil ich mir mit den Gummihandschuhen nicht so unbewusst ins Gesucht fasse, wie man es wohl sehr oft unbewusst macht.

Professor Kekulé hat gestern auf diese unbewusste Verhaltensweise hingewiesen. Die Handschuhe muss man nicht nach einmaligem Tragen wegwerden, sondern kann sie durch sehr heißes Wasser zu Hause wieder desinfizieren, auch vom Corona-Virus. Der positive Aspekt des Virus könnte sein, dass er eine Möglichkeit bietet, etwas mehr Achtsamkeit und Empathie, zumindest mit den älteren Familienmitgliedern zu üben.

Dagmar Schön, München

Jetzt schlägst dreizehn!

„Gedränge gibt’s nur vor dem Stadion“, taz vom 10. 3. 20

Der schönsten Haupt-Nebensache der Welt geht es jetzt voll an den Kragen. Stadion-Fußball soll es nur noch vor leeren Rängen geben, die nächste staatlich angeordnete „Vollpfosten-Verdummung“ feiert (un)fröhlich ihre Urständ. Ein Schelm, der jetzt überhaupt noch an „Gutes“ denken kann und mag! „Tausend und eine Nacht und es hat „Zoom“ gemacht“, Liedermacher Klaus Lage hat diese Situation bereits im Jahr 1984 vorgeahnt! Wem es demnächst so richtig fade werden sollte, kann sich jetzt schon Gedanken zum „Unwort des Jahres“ machen!

Klaus P. Jaworek, Büchenbach