SPRACHRÄUME

Für eine Soap-Opera ist eine Wartezeit von 365 Tagen eindeutig zu lang und dennoch wird die Fortsetzung des Nature Theater of Oklahoma sehnsüchtig erwartet, um die Geschichte der Kristin Worall in den „Life and Times – Episodes 3 + 4“ (Foto)auf der Bühne zu sehen. Diesmal kommt die High School-Zeit zur Aufführung samt erstem Kuss und kratziger erster Zigarette, in eben jener Sprache, in der die Protagonistin ihr Leben am Telefon schildert. Unvorbereitet, springend und abschweifend. Sie ist keine geübte Erzählerin und führt ein Durchschnittsleben in einer x-beliebigen amerikanischen Vorstadt. Zugegeben, ganz ohne dramaturgische Kniffe kommt auch diese Serie nicht aus und der jugendliche Traum nach Freiheit und die geplante Flucht aus dem spießigen Elternhaus sorgen für die nötigen packenden Emotionen. Do, 23. 8., Fr, 24. 8., jeweils 20 Uhr, Sa, 25. 8., 19 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20

Hinter allen Ecken lauern Gefahren und strecken schattengleich ihre Arme aus. Die Welt ist auf die eigenen vier Wände zusammen geschrumpft und beherbergt doch mehr als den einen Bewohner. Aber wen oder was? Im Ein-Personen-Stück „Der Bau“ entwirft Konstanze Ullmer ein enges Universum der Jetztzeit, in dem Joachim Bliese gegen seine Ängste und Anforderungen anschleicht. Als quasi extrahierte und geistergleiche Figuren der Paranoia lauern sie unter dem Sofa, winseln hinter Schränken und schrecken ihren Erzeuger. Die Gratwanderung zwischen Realität und fiktiver Bedrohung ist eine aktualisierte Adaption der gleichnamigen und unvollendeten Novelle von Franz Kafka aus den 1920er Jahren. Hier verteidigt sich ein menschenähnliches Tier gegen imaginierte Feinde, die seine Wohnung, seinen Bau, angreifen. Immer neue Bollwerke und Schutzgräben müssen gebuddelt werden. Sa, 18. 8., Mi, 22. 8., Do, 23. 8., jeweils 20 Uhr, Sprechwerk, Klaus-Groth-Straße 23

Diktatoren sind verdammenswert, haben keinen guten Ruf und üben dennoch eine ungeheure Faszination aus. Warum hopsen alle auf ihren Befehl los? Dieser Frage geht die Politperformance „Ubumania“ der Theatergruppe Plan B nach und zeigt einen selbstgefälligen König namens Ubu. Mithilfe handfester Intrigen erklomm er den Regentenstuhl, verabschiedete sich von seiner kleinbürgerlichen Herkunft und erklärt sie zugleich zum Staatsziel. Weniger hehre Pläne denn die Befriedigung der eigenen Lüste stehen auf dem Programm und hierfür werden schon mal Widersacher gefoltert oder irrsinnige Steuergründe erfunden, um seinen prunkvollen Lebensstil zu finanzieren. Und dennoch halten nicht wenige zu ihm, profitieren von seinem System der Gefälligkeiten und den absichtlich vom Tisch gestoßenen Brotkrumen. Der Mitläufer erscheint auf der Bühne und zeigt sein Gesicht. Sa, 18. 8., 20.15 Uhr, So, 19. 8., 19 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstraße 15  KENDRA ECKHORST